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Am Puls der Zeit

Fabian Reichle, Mittwoch, 11. Mai 2022

Früher waren es höchstens Läufer*innen, die mit einer Pulsuhr ihre Runden drehten. Im technologischen Zeitalter sind die Helfer am Handgelenk jedoch in allen möglichen Sportarten angekommen – auch im Bergsport. Dabei gehen die Funktionen mittlerweile weit über den Herzschlagmesser hinaus. Der Sportuhren-Dschungel ist dicht und verwirrend. Wir versuchen, einen Überblick zu schaffen.

Die Popularität von Wearables, also technischen Hilfsmittel, die unter anderem in Uhrenform getragen werden und Gesundheits-, Bewegungs- sowie Umweltdaten sammeln, ist ungebrochen. Allein 2020 gingen rund 445 Millionen Einheiten über die Ladentische dieser Welt, Tendenz steigend.

Der Begriff Wearable deckt dabei ein breites Spektrum ab. Von Smartwatches, die das mobile Telefon ergänzen über Armbänder für den Alltag wie beispielsweise Schrittzähler bis zum seriösen medizinischen Gesundheitstrackern, die den Blutdruck permanent messen, gibt es fast alles. Wir beschränken uns aber auf die aktiven Aspekte der Wearables – oder anders ausgedrückt: Sportuhren.

Menschen scheinen Datenhungrig zu sein, besonders, wenn es um sportliche Leistungen geht. Höher, weiter, schneller lautet die Devise. Eine Sportuhr kann diese Daten sammeln. Dass dafür ein gigantisches Bedürfnis vorhanden ist, zeigen letztjährige Zahlen von Strava, einer Onlineplattform, die Läufe, Radfahrten und vieles mehr von unterschiedlichen Sportuhren-Herstellern kumuliert sammelt. Das Portal zählt über 70 Millionen User, jeden Monat kommen zwei Million dazu. Allein im letzten Jahr wurden über eine Milliarde Aktivitäten rund um den Globus hochgeladen. Wir zeichnen alles auf. Die kritische Frage: Warum?


Datenkrake am Handgelenk

Das Warum hat wahrscheinlich einen tieferen, psychologischen Grund. Wohingegen wir jedoch eine plausible Antwort finden können, ist auf die Frage nach dem Was. Was für Sportarten betreibe ich? Was möchte ich aufzeichnen? Was ist unentbehrlich? Was sind nette Bonus-Features? Gerade im Bergsport gibt es verschiedene technische Eigenschaften einer Sportuhr, die je nach Modell mehr oder weniger ausgeprägt sind.

  • Bewegungs- und Fitnessdaten
    Diese sind vor allem dann wichtig, wenn die sportliche Performance im Vordergrund steht. Distanz, Höhenmeter, durchschnittliche Geschwindigkeit aber natürlich auch Puls, Blutdruckmesser oder Kalorienverbrauch. Zudem sind diese Modelle teilweise mit vorgefertigten Trainingsplänen ausgerüstet.
  • Navigation und externe Daten
    Hierbei geht es vor allem um eine effiziente GPS-Integration. Modelle mit Navigationsfokus punkten mit detailliertem Kartenmaterial. Ausserdem spielen Faktoren wie Höhenmesser, Barometer oder SOS-Dienste eine wichtige Rolle.

Was auf der einen Seite die Technik, ist auf der anderen die Handhabung. Auch hier kommt es stark auf den Einsatzzweck drauf an.

  • Verarbeitung
    Für Trailrunner*innen macht ein leichtes Modell Sinn, während für Alpinisten und Kletterer, die öfters mit schroffen Felsen in Berührung kommen, ein kratzfestes Glas vorteilhaft ist. Und wer gerne mal in einen Bergsee hüpft: Da lohnt sich eine wasserfeste Uhr.
  • Bedienung
    Geschmacksache: Will man per Touchscreen möglichst simpel und intuitiv Einstellungen vornehmen können oder muss die Uhr komplett manuell konfigurierbar und mit physischen Knöpfen bedienbar sein? Ähnliches gilt für den Pulsmesser: Lieber am Handgelenk oder via Brustgurt?
  • Akkulaufzeit
    Wie wichtig sind lange Akkulaufzeiten? Ist gar ein Solarbetrieb relevant? Mehr Leistung schlägt allenfalls aufs Gewicht.
  • Spezifizierung
    Polysportive Berggänger*innen greifen auf Modelle zurück, die viele Disziplinen abdecken, dafür gegebenenfalls in tiefgreifenden Funktionen eingeschränkt sind. Für Personen mit klarem Fokus machen spezifische Modelle mehr Sinn. Gerade für letztere ist noch viel Potenzial vorhanden, hier könnte sich zukünftig einiges tun – siehe beispielsweise die Climbax-Uhr von Mammut, die exklusiv für den Klettersport entwickelt wurde.


Bei all diese Eigenschaften gilt es, das persönlich Wichtigste herauszupicken. Die eierlegende Wollmilchsau gibt es unter den Sportuhren (noch) nicht. Respektive sind Modelle, die eine breite Palette abdecken oftmals im höheren Preissegment angesiedelt.

Wer sich für eine Sportuhr entscheidet, sollte sich zudem fragen, was mit den Daten überhaupt angefangen werden soll. Das ist mitunter die grosse Krux an Big Data allgemein: Wir können alles Mögliche enorm granular aufzeichnen und messen, wissen dann aber gar nicht so recht, was wir mit dem Berg an Informationen anfangen sollen. Daher sollte man sich auch hier vor dem Kauf folgendes überlegen.

  • Was will ich letztenendes mit den aufgezeichneten Daten erreichen? Verfolge ich ein konkretes, sportliches Ziel? Möchte ich begangene Routen in einem Archiv gespeichert haben? Nützen mir Livedaten zum Wetter für meine Tour etwas?
  • Bis zu welchem Grad bin ich gewillt, Hintergrundinformationen aufzuzeichnen (Schlafrhythmus, Schrittzähler im Alltag etc.) und diese dem Uhrenhersteller bereitzustellen?
  • Sind mir Konnektivität zu anderen Geräten wichtig, sodass ich beispielsweise Nachrichten lesen oder Musikwiedergabe über die Sportuhr steuern kann?

Am Ende bleibt die klassische Qual der Wahl. Wer nach dem Ausschlussverfahren ein Uhrenmodell findet und sich im Vorherein bewusst ist, was die Uhr im Essenziellen Leisten muss, wird ein Kaufentscheid leichter fallen.

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