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Die richtige Funktionswäsche auswählen

Alexandra Schweikart, Mittwoch, 21. März 2018

Kunstfaser oder Wolle? Luftig-leicht oder kuschelig warm? Welche Funktionswäsche am besten zur geplanten Tour passt, ist nicht immer einfach zu entscheiden. Wir verraten Ihnen, was Sie über Funktionswäsche wissen müssen und welche Teile Sie am besten zum Trailrunning, Biken, Bergsteigen, Skitouren, Klettern und auf Trekkings tragen.

Wer kennt das nicht: Am Gipfel angekommen freuen wir uns über den prächtigen Ausblick − genau so lange bis wir spüren, dass unser Funktionsshirt kalt und nass am Rücken klebt und wir anfangen zu frösteln. Was jetzt? Bis auf die Haut ausziehen und das Leibchen im eiskalten Wind am Gipfelkreuz trocknen? Oder doch die Jacke überstreifen und die Nässe ignorieren? Unser Körper hat eine optimale Betriebstemperatur von 37 °C, die er immer aufrechterhalten muss. Bei Anstrengung werden die Schweissdrüsen der Haut aktiviert, der abgesonderte Schweiss verdunstet an der Hautoberfläche, wodurch der Körper abgekühlt wird. Wenig luftdurchlässige Bekleidung oder ein Rucksack auf dem Rücken behindern diese Kühlfunktion. Wie sehr, zeigt ein kleines Experiment: Zieht man eine dichte, luftundurchlässige Plastiktüte über die Hand, entsteht rasch ein nasses Gefühl auf der Haut, der Schweiss rinnt. Es entsteht «Hitzestress».

TEXTILE «KLIMA-MANAGER»
Bei Funktionsunterwäsche werden in der Regel Endlosfasern zu dehnbaren Geweben verstrickt, die sich unseren Bewegungen anpassen. Je dichter und dicker das Gestrick, umso winddichter und wärmer ist es auch. Ist das Gestrick locker und grossmaschig, kann viel Dampf nach aussen und kühlender Wind nach innen gelangen.
Baumwolle ist bei den Sport- und Funktionstextilien so gut wie verschwunden, da sie viel Wasser aufnimmt und nur langsam trocknet. In der Folge entsteht ein feuchtes, klammes Tragegefühl, sobald man stärker schwitzt. Moderne Baselayer bestehen aus Kunstfasern, Merinowolle oder einer Mischung aus beiden Materialien. Alle Fasern können Schwitzwasser aufnehmen, speichern oder weiterleiten und wieder abgeben. Je besser eine Faser den Schweiss aufsaugt, umso trockener fühlt sich unsere Haut an. Allerdings nur so lange, bis die Aufnahmekapazität des Textils erreicht ist. Merinowollfasern haben zwar eine wasserabweisende Oberfläche, können aber in ihren Hohlräumen im Inneren der Fasern zwischen 20 und 35 Prozent ihres eigenen Gewichts an Wasser speichern. Deshalb fühlt sich Merinowolle trotz Schwitzen lange trocken an. Dafür sind Wollfasern wenig abrieb- und reissfest. Um die Robustheit der Textilien zu erhöhen, mischen einige Hersteller daher Wolle mit Kunstfasern.
Diese speichern zwar nur etwa fünf bis 15 Prozent ihres Eigengewichts an Wasser, können jedoch (nach chemischer Behandlung) Feuchtigkeit über die Oberfläche ihrer Fasern schneller vom Körper wegleiten (sogenannter «Docht-Effekt »). Polyester und Polypropylen sind die am häufigsten verwendeten Kunstfasern. Sie sind preiswert, pflegeleicht, robust und trocknen extrem schnell.
Im Hochgebirge ist zudem der Schutz vor schädlicher UV-Strahlung sehr wichtig. Generell bietet Kunstfaserwäsche mit einem hohen Elasthan- Anteil, bei der die Maschen stark zusammengezogen werden, einen guten UV-Schutz. Aber auch dickere Woll-produkte können vergleichsweise hohe Lichtschutzfaktoren erreichen.

SICH RIECHEN KÖNNEN
Wollfasern haben von Natur aus geruchsmindernde Eigenschaften: Sie nehmen den Schweiss auf, nicht aber die Bakterien, die für die Entstehung des Schweissgeruchs verantwortlich sind. Daher riecht die Bekleidung auch nicht so schnell unangenehm. Fast alle Kunstfaser- Baselayer sind mittlerweile mit geruchsmindernden Zusätzen ausgestattet. Häufig in Form von Silber, das zum Beispiel als Faden, Salz oder Nanopartikel in die Kleidung eingearbeitet wird. Das Edelmetall hat antimikrobielle Eigenschaften, verhindert also, dass sich die geruchsbildenden Bakterien vermehren. Negative Auswirkungen auf die natürliche Hautflora konnten bislang nicht nachgewiesen werden. Silberpartikel waschen sich jedoch vergleichsweise schnell aus der Kleidung aus und können über das Abwasser und Klärschlämme auch in die Landwirtschaft gelangen. Die Folgen für Umwelt und Gesundheit sind jedoch noch nicht erschöpfend untersucht. Silbersalze, wie sie in einigen Outdoor-Bekleidungsstücken verwendet werden, gelten gegenüber Silberpartikeln als unbedenklicher, da sie wasserunlöslich sind und sich nicht aus der Kleidung herauswaschen.

WELCHES MATERIAL FÜR WELCHEN EINSATZ?

1. Trailrunning oder Biken
Hier geht es ordentlich zur Sache, es wird stark geschwitzt und viel Energie verbraucht. Pausen nehmen nicht viel Zeit ein und die Tour selbst ist mit wenigen Stunden vergleichsweise kurz. Meistens beginnt und endet sie vor der Haustür oder am Auto. Ein Funktionsshirt kann leicht gewechselt werden oder landet nach dem Sport in der Wäsche. Ideal: ein leichtes, dünnes, luftdurchlässiges Kunstfaser-Shirt, das die Nässe schnell nach aussen leitet und ausreichend kühlende Luft an den Körper heranlässt.

2. Bergsteigen oder Skitourengehen
Stetig geht es bergauf, der Puls und die Atmung sind gleichmässig, Schweiss kühlt den Körper. Wiederholt werden kürzere Pausen eingelegt, längere auf dem Gipfel oder in der Hütte. Die Tour kann bis zu mehreren Tagen dauern. In der Regel wird ein Rucksack getragen. Passend: ein Longsleeve mit Merinowolle, das wenig Geruch entwickelt und die Körpertemperatur puffert. Werden Rucksack oder Gurt direkt auf dem Baselayer getragen, können allerdings schnell kleine Schäden auftreten. Wer stark schwitzt, wählt ein Kunstfaser-Shirt, da er in Wolle schneller überhitzen könnte. Aufgrund der im Gebirge erhöhten UV-Strahlung sollte das Shirt entsprechenden Schutz bieten.

3. Klettern
Beim Klettern geht es einerseits sehr schweisstreibend zu, andererseits gibt es lange Ruhephasen am Standplatz. Kletterer haben viel Fels- und Materialkontakt. Ideal ist daher ein leichter Baselayer, der zugleich ausreichend robust ist, vor kühlem Wind schützt und schnell trocknet. Merinowolle würde zu leicht reissen, besser eignen sich dehnbare Kunstfaser-Oberteile.

4. Trekkingreisen
Trekkingreisende sind lange unterwegs und legen besonders viel Wert auf leichte und platzsparende Ausrüstung. Daher sollte die Funktionswäsche für alle Gelegenheiten herhalten, manchmal wird sie sogar Tag und Nacht getragen. Die Verminderung der Geruchsbildung spielt eine grosse Rolle. Ein weiches, weitmaschiges Shirt aus Merinowolle eignet sich hier bestens.

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