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Herbstwildnis in der Nachmittagsonne

bergpunkt & Daniel Silbernagel, Mittwoch, 25. September 2019

Leichte keepwild!-Klettertour an der mw-Jubiläumsrippe
Auf der Alpennordseite sowie in den höheren Gipfelregionen bringen Kaltfronten immer wieder Schnee. Nordseitig bleibt der Schnee liegen, sonnenseitig schwindet er nach ein paar Tagen mit Sonnenschein wieder. Vorboten für den nahenden Winter – wir sind im Herbst, der goldenen Jahreszeit angelangt. Wir reisen in den Süden und klettern auf Gipfel, welche weder bekannt noch sonderlich hoch sind. Hier macht sich der «Süden» schon bei der Anreise bemerkbar. In Locarno, wo wir auf das Postauto umsteigen, sitzen Menschen gemütlich in einem Café in der Sonne am Strassenrand, dahinter eine Palme. Ferienstimmung. Wir fahren aber weiter, wieder nordwärts durch das lange Valle Maggia nach Bignasco. Dort teilt sich das Tal. Rechts verzweigt das Val Lavizzara Richtung Fussio, links das Val Bavona nach San Carlo ab. Das kleine Dorf Fontana auf 600 müM. ist der Ausgangspunkt für den spannenden Aufstieg zum gemütlichen Rifugio Fiorasca auf 2086 müM. Gegenüber der Pizzo di Brünesc. Seine NWRippen fallen sofort auf. Da wir aber gerne in der Sonne klettern möchten, kann man nach dem langen Hüttenaufstieg getrosst ausschlafen und den Tag gemütlich angehen. Auch die Kletterei sowie der Abstieg vom Gipfel zurück sind gemütlich, schon fast etwas untypisch für das sonst so wilde Tessin.
Daniel Silbernagel, bergpunkt

Leichte keepwild!-Klettertour an der mw-Jubiläumsrippe

Auf der Alpennordseite sowie in den höheren Gipfelregionen bringen Kaltfronten immer wieder Schnee. Nordseitig bleibt der Schnee liegen, sonnenseitig schwindet er nach ein paar Tagen mit Sonnenschein wieder. Vorboten für den nahenden Winter – wir sind im Herbst, der goldenen Jahreszeit angelangt.

Wir reisen in den Süden und klettern auf Gipfel, welche weder bekannt noch sonderlich hoch sind. Hier macht sich der «Süden» schon bei der Anreise bemerkbar. In Locarno, wo wir auf das Postauto umsteigen, sitzen Menschen gemütlich in einem Café in der Sonne am Strassenrand, dahinter eine Palme. Ferienstimmung.

Wir fahren aber weiter, wieder nordwärts durch das lange Valle Maggia nach Bignasco. Dort teilt sich das Tal. Rechts verzweigt das Val Lavizzara Richtung Fussio, links das Val Bavona nach San Carlo ab. Das kleine Dorf Fontana auf 600 müM. ist der Ausgangspunkt für den spannenden Aufstieg zum gemütlichen Rifugio Fiorasca auf 2086 müM.
Gegenüber der Pizzo di Brünesc. Seine NWRippen fallen sofort auf. Da wir aber gerne in der Sonne klettern möchten, kann man nach dem langen Hüttenaufstieg getrosst ausschlafen und den Tag gemütlich angehen. Auch die Kletterei sowie der Abstieg vom Gipfel zurück sind gemütlich, schon fast etwas untypisch für das sonst so wilde Tessin.

Links: An der gut gestuften mw-Jubiläumsrippe. Foto: C. Blum. Mitte: Christoph ist sichtlich erfreut am Einstieg. Kein Wunder, die Sonne scheint, und andertags feiert mountain wilderness Schweiz sein 20-jähriges bestehen. Wir taufen die 3. NW-Rippe danach. Rechts: Was von weitem noch steil wirkte, legt sich in Wirklichkeit zurück. Die Rippe ist gutmütig, die Somme wärmt angenehm.

 Pizzo di Brünesc 2429 m – mw-Jubiläumsrippe und SW-Grat

Ausgangs- / Endpunkt
Fontana 600 müM. (Postauto-Haltestelle: Fontana Paese)

Anreise / Heimreise
Schnellzug nach Bellinzona-Locarno. Bus nach Bignasco-Fontana Paese [ Fahrplan/Preise: www.sbb.ch ].

Tourendaten / Bewertung
Hüttenaufstieg Rifugio Fiorasca 2086 müM. – 1500 Hm, 4 h, T3
Pizzo di Brünesc 2429 m – Zustieg: 200 Hm, 1h 30, T3-T5, Route: 150 Hm, 2–3 h, 4a (3c oblig.), C-1, Abstieg: 400 Hm, 1h 30´

Beschreibung
Hüttenaufstieg – Von Fontana 600 müM. nach Norden zuerst über einen steil ansteigenden Weg, später nach Osten querend, zum Rifugio Fiorasca 2086 müM. 4 h, T3.
Zustieg – Vom Rifugio Fiorasca nach Osten zur Alp Cne di Pièi 2103 m, 15´. Hier etwa auf gleicher Höhe nach Osten über den Bach, das im Couloir, welches von P. 2276 entspringt, und über einen steil ansteigenden Weg (nicht auf der LK eingezeichnet) auf die Matte in der SW-Flanke des Pizzo di Brünesc bis auf ca. 2270 m. Zuerst leicht absteigend, über ein kleines, abschüssiges, grasiges Band (kurze Felsstufen), welches die Westflanke bis zur 3. Rippe quert, in 25´zum Einstieg (bequemer Platz) traversieren. (Sichern in den Randfelsen möglich). 1h 30, T3-T4, am Schluss T5.
1. mw-Jubiläumsrippe und SW-Grat zum Hauptgipfel – Im Überblick: Vom Einstieg alles über die Rippe zum Gipfelkopf im Süden des Hauptgipfels, wo die 2. und 3. NW-Rippe zusammen kommen. 5–6 SL, 2–3 h. Ab dort über den teils plattigen SW-Grat mit kurzen Kletterstellen zum Hauptgipfel, 30´. Im Detail: siehe Fotos, Topo.
Abstieg – Vom Hauptgipfel kurz über den SW-Grat zurück und die erste Grasrampe nach links (SE-Flanke) zum gut erkennbaren Pfad auf der Südseite des Gipfels absteigen (T5) 15´. Dann auf gutem Weg, kurz aufsteigend über die Lücke im Ostgrat und auf der Nordseite des Pizzo di Brünesc hinunter bis kurz vor die Lücke bei P. 2276. Hier dem Weg folgend zurück zum Rifugio Fiorasca (Weg nicht in der LK eingezeichnet). 1h 30´, zuerst kurz T5, dann T3-T4. Als Variante kann man ab P. 2276 über Wegspuren und einen Wanderweg nach NE zur Corte Grande 1618 m und weiter nach Sornico-Prato ins Val Lavizzara absteigen (4–5 h, T4). Details: siehe Fotos, Topo.

Anforderungen / Charakter
Alpine Klettertour an günstig gestufter Gneisrippe über 5–6 SL die selber abgesichert werden müssen. Dazwischen etwas Gras und ein paar lose Steine. Absicherbarkeit C-1, (ideal als erste keepwild!-Klettertour). Meist 2–3, mit kurzen Stellen 4a, die jedoch auch leichter umgangen werden können (3c oblig.). Überschreitung über den SW-Grat zum Hautgipfel, kurze Kletterstellen 2–3.
Zustieg kleiner Weg, dann Wegspuren und weglos. Abstieg kurz weglos, dann guter Pfad und Weg. Ideal ab Mitte Juni bis in den Herbst vor dem ersten ernsthaften Schneefall. Im Herbst nicht vor 13.00 Uhr einsteigen, möchte man in der Sonne klettern.

Material / Landeskarten
Ausrüstung für alpine Klettertouren die selber abgesichert werden müssen. Die nötige Ausrüstung hängt vom persönlichen Können, den Verhältnissen am Berg und den eigenen Ansprüchen in Bezug auf Sicherheit ab, auch im Falle eines Rückzugs. Neben Klettergurt, Kletterfinken, Abseilgerät, Sicherungsgeräten und Helm empfehlen wir für diese Klettertour pro Seilschaft: Doppel- oder Einfachseil min. 40 m, 4-6 Expressschlingen, 4 Bandschlingen und 4-6 Camalots (1 Camalot steckt ...). LK 1271.

Unterkunft / Hütte
Rifugio Fiorasca 2086 müM. (www.capanetti.ch), Holzherd und Gas (Holz in Schopf hinter der Hütte), Brunnen mit Wasser, Schlafraum in Nebenhütte. Hütte & Schlafraum sind sehr gut eingerichtet.

Besonderes / Tipp

  • Weitere solche Touren finden sich in der 2. Auflage des Kletterführers «Ticino keepwild! climbs», ISBN 973-3-033-01903-4, CHF 49.--, www.topoverlag.ch 
  • Zusätlich finden sich auf dem Online-Portal – gipfelbuch.ch weitere Touren mit Topos. 
  • Kurse «Klettern ohne Bohrhaken» bietet Bergpunkt an: www.bergpunkt.ch 
  • Weitere Tipps um das clean climbing: www.keepwildclimbs.ch


Oben: Die NW-Flanke des Pizzo di Brünesc. Ein listiges Band leitet zum Einstieg. Unten links: Das Wasser plätschert – die Sonne geht unter. Mitte: Gemütliches Rifugio Fiorasca – es ist alles da was man braucht. Rechts: Auf dem Gipfelkopf der mw-Jubiläumsrippe – wir gratulieren! Rechts der Hauptgipfel.

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