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Mallorca – Deep Water soloing (DWS) für Beginner

Chris Moser, Montag, 28. Oktober 2019

Wie viele andere Ausdauer BergsportlerInnen nutze ich die Zwischensaison (September bis November) zum «Ausplämpern», damit sich Körper und Geist von den anstrengenden Bergläufen und Wettkämpfen erholen können, bevor es im Winter dann wieder frisch und motiviert auf die Tourenskis geht. Die Herbstferien verbringe ich mit der Familie traditionellerweise auf der Ferieninsel Mallorca, das milde Klima und die schöne Landschaft haben es uns angetan.

Seit einigen Jahren locken uns auch die Cliffs am Meer, das seilfreie Klettern direkt über der Wasseroberfläche ist eine spannende und gleichzeitig auch eine sehr entspannte Art des Kletterns. Im Gegensatz zu klassischen Free-Solo Aktionen enden Stürze hier nicht tödlich, sondern man bekommt im dümmsten Fall mal einen roten Rücken oder Bauch, abhängig davon wie man ins Wasser fällt.


(Cala Varques)

Das Ganze nennt sich Deep Water Soloing (DWS) oder Psicobloc (psycho-bouldering) auf Katalanisch/Mallorquinisch. Spätestens seit Chris Sharma’s Begehung von Es Pontas 9a+ in Mallorca wurde das DWS weltberühmt, obschon man seit jeher an den besonnten Felsküsten klettert.

Beim Psicobloc geht es aber nicht nur um physische Schwierigkeitsgrade, es gilt auch mentale Blockaden zu überwinden. Bei einer Wandhöhe von 20m kann eine 5a schon ganz schön fordernd sein! Dementsprechend bleibt dieser Sport nicht nur den Hardmovern vorbehalten, sondern steht grundsätzlich jedem Kletterniveau offen. Auch Kinder können sich bereits an DWS Felsen üben, solange das Absprunggelände sicher ist, sprich solange man immer ins Wasser fällt! Dies ist nicht immer der Fall, manchmal befindet sich unter der Wasseroberfläche noch eine Felsplatte oder ein Riff, was vorher immer genaustens zu prüfen ist!

Im Kletterführer (Guidebook: Spain : Mallorca | Rockfax) wird daher nebst den technischen Schwierigkeiten auch die Ernsthaftigkeit (Anforderungen des Sturzgeländes) angegeben: von S0 (Sturz ohne Gefahr) bis S3 (stürzen verboten) ist hier dabei. Falls man einmal ins Wasser stürzt (es soll ja vorkommen), dann möglichst gerade und mit geschlossenen Armen. Leider lässt es sich nicht vermeiden, dass man auch mal unvorteilhaft an der Wasseroberfläche aufschlägt, und dies kann dann bei 15m durchaus etwas schmerzhaft sein und einen bleibenden Eindruck respektive roten Abdruck hinterlassen.


(Cala Mitjana)

Zu den Routen gelangt man entweder zu Land (im Kletterführer nennt sicher dieser Zustieg «Easy Way down», auch wenn das gut mal ein 6a/b downclimb sein kann), zu Wasser mit einem Drybag (für trockene Schuhe, Tücher und Magnesia), oder per Boot. Die Wasserausstiege (Water exits) gilt es stets im voraus zu prüfen, zur Not am besten eine Schlinge oder Leiter an günstiger Position installieren.

Wenn möglich nie alleine klettern, ausser Sichtweite von anderen Kletterern oder Personen. Bei einem 20m Sturz kann man im dümmsten Fall bewusstlos werden. Ab und zu verirren sich auch Quallen in die Buchten (oftmals eben die schmerzhaften Feuerquallen), dann ist es ebenfalls hilfreich, wenn einen andere Leute darauf aufmerksam machen und sagen, wo genau sich das Unding befindet, damit man es in der Folge umschwimmen kann.

(Cala Mitjana – Kraken Wall und Cala Sa Nau – Virgin Area)

Die besten Bedingungen für Psicobloc findet man im Spätherbst (Oktober). Während die Felsen in den Grotten vormittags oft noch feucht und schleimig sind, trocknet die Sonne diese, begünstigt durch den herbstlichen, tiefen Sonnenstand, am Nachmittag ab, und es herrschen plötzlich super Bedingungen mit perfektem Grip.

Magnesia (Chalk) ist trotzdem unerlässlich. Man verwendet entweder Liquid Chalk (aus der Tube) oder schnelltrocknende Magnesiabeutel und tonnenweise Magnesiapulver (die Firma Black Diamond nennt ihr Chalk treffend «White Gold»). Das weisse Pulver ist in der Tat Gold wert, denn ohne geht’s kaum, da man mit nassen oder schwitzigen Händen die versinterten Griffe schlecht halten kann.


(Cala Santanyi)

Für’s DWS eignen sich auch alte Kletterschuhe. Es kann problemlos mit nassen Schuhen geklettert werden, einzig die Schuhsohlen müssen trocken sein, dies ist aber nach 10 Minuten meistens der Fall. Natürlich kann man auch zwei Paar Schuhe mitnehmen, so hat man immer ein trockenes Paar an den Füssen. Dresscode gibt es keinen. Ob man mit weiten oder engen Badekleidern klettert, in Klettershorts, splitternackt, mit Kletterschuhen oder barfuss – grundsätzlich ist alles erlaubt.

Welche Gebiete eignen sich für DWS Anfänger:

  • Cala Mitjana, diverse Sektoren: Wandhöhen von 6-10m, meist ungefährliches Sturzgelände. Badestrand in der Nähe. Nicht verpassen: Geek 6a, Balsa Boys 7a+, Illuminations 6b+, Enter the Kraken 6b+.
  • Cala Varques, diverse Sektoren: Wandhöhen von 6-15m, meist ungefährliches Sturzgelände. Badestrand in der Nähe. Nicht verpassen: Left cave traverse 6b, Hercules 6c, Bisexual 7a, Metrosexual 7a+, Golden Shower 7a, Big XXL 7a, Transversal 7a, The Might of the Stalactite 7a.
  • Cala Sa Nau, Virgin Area: Wandhöhe 7m, ungefährliches Sturzgelände. Badestrand in der Nähe. Nicht verpassen: Virgins are only human 6a+, Attack of the Spindly Killer Fish 7a+.
  • Cala Santanyi, diverse Sektoren: Wandhöhe bis 6m, ungefährliches Sturzgelände. Badestrand in der Nähe. Nicht verpassen: Wave Machine 5c, Super Sonic 7a.

Grundsätzlich eignen sich Traversen bestens als Einstieg ins DWS, da man sich in der Regel nur wenige Meter über dem Wasser befindet und bei einem Sturz nicht weit hinunterfällt. Traversen sind auch für Kids perfekt geeignet. Einzig über die Ausstiegsmöglichkeiten sollte man sich zuvor Gedanken machen!


(Mallorca – Klettern und baden)

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