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Übernachtung im Schnee-Biwak

Gisela Schmid, Montag, 25. März 2019

Unsere Bergsportberaterin Gisela Schmid und ihr Sohn haben sich aufgemacht, in einem Iglu zu übernachten. Wie das geht und was es dazu alles braucht, teilen sie mit uns auf diesem Blog.

Was wir wollten? Eine sichere Unterkunft im Schnee bauen und darin übernachten. Die Voraussetzungen waren nicht ganz einfach: Wir hatten von Samstag bis Sonntag Mittag Zeit. 24 Stunden. Das Wetter war nicht ideal. Die Schneefallgrenze war auf 2000 Meter gestiegen und in vielen Teilen der Schweiz herrschte Sturmwarnung. Somit musste der Zielort für unser Mini- Abenteuer folgende Kriterien erfüllen:

  • möglichst kurzer Anfahrtsweg (wir wohnen im Säuliamt, Kanton Zürich)
  • Lage über 2000 Meter über Meer
  • in der Südschweiz oder im Graubünden (wetter bedingt)
  • lawinensicheres Gelände - kein Wildschutzgebiet oder Wildruhezone

Der Heinzenberg, genauer die Gegend unterhalb des Glaser Grats, erschien uns am passendsten.


Mit dem Auto fuhren wir bis auf den Glaspass (746/220//171/380) und liefen um 15.15 Uhr los in Richtung ehemaliger Lüschersee. Das hügelige Gelände ist gekennzeichnet von sanften Hängen und vereinzelten kleinen Tannen. Nach kurzer Zeit verliessen wir den Winterwanderweg und stiegen auf in Richtung Lüscher Grat. Die Sicht war miserabel, wir sahen praktisch nichts und waren daher froh zu wissen, dass wir uns in einem sicheren Gelände befanden. Wonach wir nun suchten waren Schneeverwehungen oder kleine, windgeschützte Hügel, mit einer minimalen Schneetiefe von 1,5 Metern. Mit Hilfe der Lawinensonde und etwas Glück fanden wir bereits nach kurzer Zeit einen geeigneten Platz. Bereits jetzt fühlten wir uns an diesem Ort durchaus wohl.

Um 16 Uhr begannen wir zu Schaufeln. Zuerst hoben einen länglichen Graben aus. Dieser führte in eine Schneeverwehung in welcher dann eine kleine Höhle entstand. Auf einem höheren Niveau beinhaltete diese schliesslich zwei Schlafnischen. Besagte Nischen bauten wir bewusst höher als den Eingang, damit die kalte Luft sie nicht erreichte. Erneut war die Lawinensonde hilfreich um die Schneedicke zu überprüfen. Allerdings dieses mal über statt unter uns.

Nach einer Stunde Graben, nassen Handschuhen und kalten Händen legten wir eine kurze Pause ein, um zu neuen Kräften zu kommen und trockene Handschuhe überzuziehen. Nach einer weiteren Stunde stetigen Schaufelns - einer von uns grub und schaufelte im Biwak, der andere beförderte den losen Schnee weg - war unsere Nachtunterkunft fertig. In der Zwischenzeit hatte es begonnen zu schneien, das zweite Paar Handschuhe war ebenfalls komplett durchnässt und die Skihosen vom langen Herumknien langsam auch. Wir richteten unsere Schlafplätze ein, Yuri verkroch sich im warmen, trockenen Schlafsack und ich bereitete das Nachtessen zu.


Die Kerzen spendeten warmes Licht und an der Höhlendecke bildeten sich vor Wärme bereits vereinzelte Tropfen. Jetzt schon zu schlafen wäre schade gewesen. Mich zog es noch einmal nach draussen. Es dauerte nicht lange und auch Yuri schälte sich wieder aus seinem gemütlichen Nest.


Der Anblick unseres von Kerzenlicht erleuchteten Biwaks inmitten der verschneiten Hügel war beinahe magisch. Von Zeit zu Zeit lichtete sich die Wolkendecke und der Beverin zeigte sich in seiner ganzen Pracht. Einzelne Sterne wurden sichtbar und wir erkannten sogar den Orion. Solche wundervolle Momente zu erleben ist der Grund, warum es uns immer wieder in die Natur zieht. Nur ein warmer Schlummertrunk vermochte es, Yuri von seiner Kamera zu lösen, und wir schlüpften in unsere Schlafsäcke.

Von einem dumpfen Poltern wurden wir um 5 Uhr morgens aus dem Schlaf gerissen. Stürzte nun die Decke ein? Doch der Schreck war bald vorbei. Es war nur der Skistock, den wir am Vorabend als Lüftungsregler in die Decke gesteckt hatten. Yuri schlief erleichtert weiter, aber ich war hellwach.

Gegen Norden war der Himmel mit einer dicken, grau-schwarzen Wolkendecke verhangen. Über den Bergen schimmerte das Morgenlicht in einem sanften Lila. Es herrschte friedliche Stille. Kein Geräusch war zu hören. Diese Stimmung immer noch auskostend begann ich das Frühstück vorzubereiten. Als alles fertig war, kroch auch Yuri aus der Höhle.


Nach dem Essen galt es zu packen, das Lager abzubrechen und wieder zum Parkplatz zurückzukehren. Gefühlt war eine Ewigkeit vergangen. 24 Stunden waren um.

Packliste

Was ich am Körper trage:

  • Goretexhose - Arc’teryx
  • lange Unterhose - Icebreaker 260
  • Unterwäsche - Orthovox
  • Goretexjacke - Arc’teryx
  • Jacke Merinowolle - Norrona
  • Langarmshirt Merinowole - Icebreaker 260
  • Unterhemd Merinowolle - Icebreaker
  • zwei Paar Socken Merinowolle - Smartwool
  • VBL- Socken - Exped
  • Winterwanderschuhe mit Lammfellfütterung - Merrel
  • LVS - Mammut
  • Handschuhe Polartec - Roeckl
  • Stirnband - Polarbear oder Mütze - Capo
  • Buff Midweight Merinowolle
  • Schneeschuhe - Tubbs mit Boa- Verschlusssystem
  • Ski-/ Wanderstöcke - Komperdell

 Ich wähle bei der Kleidung wenn möglich Merinowolle. Diese hält mich auch warm, wenn sie feucht ist und fängt nicht an zu riechen, wenn ich schwitze. Baumwolle ist ein no go!

Was ich in meinen Rucksack - Exped Explore 75L packe:

  • 2 Daunenschlafsäcke. Diese schiebe ich beim Schlafen ineinander. Da ich keinen Winterschlafsack besitze, ist dies eine sehr gute Alternative - Mammut und Mountain Equipment
  • Ich verstaue die Schlafsäcke jeweils in einem Kompressionssack. Somit kann ich das Packmass reduzieren - Exped
  • Isomatte - Daunmat Exped und Z- Lite Termarest zum Darunterlegen, damit meine Daunmat gut geschützt ist und der R-Wert zusätzlich erhöht wird. Eine gute Isolation zum Boden ist enorm wichtig, um genügend warm zu haben. Das Z- Lite dient mir zudem als Sitzunterlage.
  • meine Notunterkunft - ultralight Bivy Mammut
  • Apotheke - Rega in einem wasserdichten Sack - Exped
  • Ersatzlangarmshirt und Socken - Icebreaker
  • Wärmehose - Haglöfs (für den Abend, die Nacht und den Morgen)
  • dicke Daunenjacke - Arc’teryx (für den Abend, die Nacht und den Morgen) - Eine Daunenjacke ist leicht, hat ein kleines Packmass und ist wärmetechnisch unschlagbar. Dafür darf sie im Vergleich zu Primaloft oder Wolle nicht nass werden.
  • warme Goretex Fingerhandschuhe - Mammut
  • warme Goretex Fausthandschuhe - Black Diamond
  • Faust-/ Fingerhandschuhe - Mammut
  • Ersatzmütze
  • mit Snowseal bearbeitete Gartenhandschuhe, welche ich beim Biwak- Bauen anziehen werde.
  • unterschiedlich grosse, wasserdichte Packsäcke für Kleider und Essen - Exped
  • grosse Lawinenschaufel - Orthovox. Wenn ich eine Unterkunft im Schnee bauen will nehme ich bewusst eine Schaufel mit einem grossen, gezackten Schaufelblatt mit, damit ich gut den harten Schnee abstechen kann und schnell bin beim Schaufeln.
  • Lawinensonde - Mammut
  • Da ich keine Schneesäge besitze, nehme ich eine Säge mit, welche wir benützten, um beim Hausbau Isolationsmatten zu schneiden. Ich bin gespannt, wie gut diese Säge funktionieren wird. Sicher ist, dass das Sägeblatt weniger lang ist als dasjenige einer herkömmlichen Schneesäge.
  • vier Kerzen, ein Feuerzeug
  • Stirnlampe - Petzl
  • Gaskocher mit Wintergaskartusche und Pfanne - Primus
  • Edelstahl Essschale - MSR
  • leichter Edelstahl Löffel - Optimus
  • 1Liter Flasche - Nalgene. Diese Flasche ist ganz sicher dicht. Daher kann ich sie bei einer kalten Nacht auch als Bettflasche benützen.
  • 1Liter Thermosflasche - Thermos
  • Emaille Tasse, ein Geschenk, denn etwas Nostalgie darf sein. Die Tasse passt perfekt unter die Thermosflasche.
  • Nachtessen: Fertigreis - Uncle Bens
  • Frühstück: selbstgemischter Porridge mit vielen Trockenfrüchten und gerösteten Nüssen
  • Teebeutel
  • als Zwischenmahlzeit: Trockenfrüchte, Nüsse, Darvida, CLIF Bar
  • Beutel mit Taschenmesser - Victorinox, Powerbank, iPhone Ladekabel, Ersatzbatterien, Karabiner
  • kleine Rolle Duck Tape
  • 4 Kabelbinder
  • Fusswärmer
  • Kompass, Kartentasche - Ortlieb
  • kleine Zahnbürste und Zahnpasta
  • Rucksackregenhülle - Mammut
Die dicken Fausthandschuhe lasse ich dummerweise zu Hause. Ich denke, dass ich sie bei den warmen Temperaturen nicht benötigen werde. Der Schnee ist jedoch enorm feucht und so werden meine mit Snowseal behandelten Gartenhandschuhe und die Polartec Handschuhe, welche ich darunter trage, beim Biwakbau sehr schnell nass. Beim nächsten Mal werde ich gute Gummiabwaschhandschuhe mitnehmen und sicher genügend Ersatzhandschuhe!

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