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Alpine Treter

Fabian Reichle, Donnerstag, 02. Juni 2022

Wer auf Hochtouren unterwegs ist, trägt Bergschuhe. Nun ist aber Wandern ebenfalls ein Bestandteil des Bergsports. Daher müssten Wanderschuhe folgerichtig ebenfalls Bergschuhe sein. Oder? Auch wenn das im Groben stimmen mag, so banal ist es nicht. Es gibt markante Unterschiede zwischen den beiden Schuh-Typologien. Wir beleuchten die Unterschiede und fokussieren auf die Variante für schroffes, alpines Gelände: Den Bergschuh.

Im Büro die schicken Lederschuhe, in der Werkstatt die soliden Arbeitsstiefel, in der Freizeit die Sneakers und beim Fussballspielen die Stollenschuhe. Den Umständen entsprechendes Schuhwerk ist allgegenwärtig und meistens ziemlich klar definiert – niemand geht mit Velo-Klickschuhen auf den Tennisplatz und niemand trägt Sandalen zu einem formellen Treffen. Beim Bergsport scheinen diese klaren Trennungen etwas verschwommener zu sein. Denn wo hört die Trailrunningstrecke auf und wo beginnt der Wanderweg? Was ist noch einfach zu gehen und ab wann wird es technisches Gelände? Oder andersrum gefragt: Wann muss ich die Trailrunningschuhe gegen Wanderschuhe tauschen und wann müssen die Bergschuhe her?

Das persönliche Empfinden, Trittsicherheit und vieles mehr spielen hierbei eine Rolle, die Übergänge sind fliessend. Darum ist es auch nicht ganz so einfach, Bergsportschuhe in Kategorien zu stecken. Dennoch hat es Meindl in den 70er-Jahren versucht und eine ziemlich passable Einordnung in Buchstaben kreiert, an der wir uns bis heute grob orientieren können:

  • Kategorie A, Wanderschuhe: Leichte, weiche Schuhe. In der Regel als Halbschuhe konzipiert. Für einfache, gut befestigte Wege geeignet.
  • Kategorie B, Wanderschuhe: Ein hoher Schaft und Knöchelschutz sind hier bereits Standard. Tragekomfort und geringes Gewicht zeichnen diese Kategorie aus. Für Wanderungen und Alpenüberquerungen geeignet.
  • Kategorie C, Bergschuhe: Montage von Steigeisen mit Kipphebelbindung möglich. Eine harte, steife Sohle und der hohe Schaft machen diesen Schuh prädestiniert für schwere Trekkings und Hochtouren.
  • Kategorie D, Bergschuhe: Fürs Extreme, sprich Klettern in Fels und Eis unter gröbsten Bedingungen.

Zudem gibt es Schuhe, die sich jeweils irgendwo zwischen den Kategorien einnisten. Beispielsweise bedingt steigeisenfeste Schuhe – also geeignet für Steigeisen mit Riemenbindung - werden als Kategorie B/C definiert.


Bergschuhe und ihre Eigenschaften

Wagen wir einen detaillierten Blick auf Modelle ab der Kategorie C, ab welcher von Bergschuhen gesprochen wird. Bei diesem Typus dreht sich vieles um den Halt. Der Schuh fühlt sich in unwegsamem Gelände wohl – die steife, harte Sohle gibt auch dann nur so viel nach wie nötig, wenn Auf- und Abstieg sehr steil und schwierig werden. Das beugt ständigen Muskelanpassungen vor und verhindert demnach eine rasche Ermüdung der Füsse. Eine weitere Sohleneigenschaft sind harte Kanten, die für eine optimale Kraftübertragung und einen sicheren Antritt auch im Geröll und auf rutschigem Untergrund versprechen.

Die meisten Modelle verfügen zudem über einen hochgezogenen Gummirand, vor allem im Zehenbereich. Dieser schützt vor schmerzhaften Kontakten mit Felsen und vor rascher Abnutzung des Schuh-Obermaterials. Und zu guter Letzt: Die Sohlen dieser Kategorie weisen eine Kipphebelaufnahme an der Ferse für Steigeisen auf.


Links: Wanderschuhsohle, rechts: Bergschuhsohle


Und was ist sonst noch anders ausser der Sohle? Primär der hochgezogene Schaft, der wiederum für Stabilität im Fussgelenk sorgt. Dieser wird mit einem effizienten Schnürsystem dem Fuss angepasst. Auch hier dreht sich alles um den Halt: Die Möglichkeit ober- respektive unterhalb des Knöchels unterschiedlich straff schnüren zu können, macht den Auf- und Abstieg angenehmer und vor allem auch sicherer.

Ein kurzer Exkurs zu verschiedenen Eigenschaften und deren Potenzial zum Missverständnis: Hart und schwer dürfen nicht gleichgesetzt werden. Ein harter Bergschuh kann leicht sein, sowie auch ein weicher Trekkingschuh schwer sein kann. Die Härte bezieht sich in erster Linie auf die Beschaffenheit der Sohle. Was dann wiederum einen Bergschuh in moderatem Gelände unkomfortabel macht.

Hier angeknüpft stellt sich sowieso die Frage nach dem Einsatzzweck: Nur einen steigeisenfesten Bergschuh im Schrank zu haben, der für die eine Hochtour pro Jahr getragen wird und für die restlichen Wanderausflüge völlig überdimensioniert ist, trübt letztendlich das Bergerlebnis. Hier wäre ein Kompromiss angebracht – gerne beraten wir euch in einer unserer Filialen, damit ihr den perfekten Schuh für eure Vorhaben findet.

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