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Bouldern im Antlitz des Walensees

Fabian Reichle, Mittwoch, 22. April 2020

Jemals vom Murgtal gehört? Südlich des Walensees erstreckt es sich in die Glarner Alpen. In diesem idyllischen und ruhigen Tal befindet sich eines der besten und schönsten Bouldergebiete der Schweiz.

Der Walensee könnte idyllischer nicht liegen. Die beiden hübschen Städtchen Weesen und Walenstadt sowie urige Dörfer wie Quinten, das nur per Schiff und zu Fuss erreichbar ist, säumen sein Ufer. Im Osten erstreckt sich das breite Rheintal, gen Westen öffnet sich die Zürcher Seeebene und nördlich thronen die sechs markanten Gipfel der Churfirsten. Bei dem imposanten Panorama geht ein zwar hübscher, aber teils etwas aus dem Scheinwerferlicht geratener Fleck, vergessen: Die Glarner Alpen und insbesondere das Murgtal.

Das Tal wird vom Murgbach durchflossen, der wiederum den Walensee mit seinem Wasser speist. Bevor er dies tut, fliesst er jedoch durch die drei Murgseen, die hoch oben im bergigen Gelände zu finden sind. Sowieso ist das Murgtal geprägt von eindrücklicher Natur: Moor- und Sumpflandschaften, eine einzigartige Flora sowie Arvenwälder zieren die Region. Was es im Murgtal ebenfalls hat, sind hunderte von Felsblöcken. Ein El Dorado für Boulderer.

Geheimtipp, der keiner ist

Das Murgtal als Boulder-Geheimtipp anzupreisen, wäre etwas vermessen. Seit einigen Jahren steigt der Bekanntheitsgrad. Mittlerweile gibt es detaillierte Topos und jede Menge Boulderer kümmern sich um geputzte Felsen. Dennoch, zum Rummelplatz verkommen, wie dies teilweise im Magic Wood und Konsorten geschehen ist, ist das Murgtal nicht. Vielleicht liegt es daran, dass der ganz grosse Hype doch noch nicht Einzug gehalten hat oder es im Gebiet zu wenige Blöcke mit Superstar-Qualitäten gibt.

Gerade letzteres ist zu einem gewissen Grad unverständlich. Denn die Blöcke im Murgtal sind absolut fantastisch. Der grosse Teil der Routen pendelt sich im sechsten Schwierigkeitsgrad ein. Diversität ist gegeben: Von athletischen über kraftraubenden bis hin zu psychologisch schwierigen Steinformationen gibt es hier alles. Insbesondere Anfänger kommen gut auf ihre Kosten. Das hat aber nicht nur mit den Routen an und für sich zu tun.


Zugang ohne Umwege

Das Murgtal selbst ist nämlich überaus einfach zugänglich. Ab der kleinen Ortschaft Murg, die Mittels Zug und Auto von Zürich in rund eineinhalb Stunden erreichbar ist, geht es schnurstracks ins Bouldergebiet. Der erste Sektor liegt fast schon an der Dorfgrenze, die weiteren folgen im Minutentakt der Strasse entlang, die sich das Tal hinaufschlängelt. Apropos Sektoren: Deren gibt es acht an der Zahl. Und sie könnten unterschiedlicher kaum sein. Die einen liegen in lichten, schattigen Wäldern, andere an steilen Grashügeln und wieder die obersten auf grünen Ebenen neben dem erwähnten Murgbach.

Der enorm einfache Zugang zum Gebiet färbt auch auf die Sektoren an und für sich ab. Die Zustiege, wenn sie denn als solche betitelt werden können, dauern nur wenige Minuten und sind auch mit légèrem Schuhwerk machbar. Wer sich durch das komplette Repertoire an Blöcken durchhangeln möchte, braucht Zeit. Rund 800 Boulderprobleme zählt das Gebiet. Es kommen ständig neue dazu.

Was selbstverständlich sein sollte, aber dennoch leider immer wieder erwähnt werden muss: Kein Übernachten im Gebiet, Fahrzeuge nur auf den dafür vorgesehenen Parkplätzen abstellen und keine Spuren hinterlassen. Das Murgtal ist ein schützenswerter Naturraum, das muss respektiert werden. Wer diese klaren und einfachen Regeln beachtet, dem wird sich ein wahrhaftiges Boulderparadies auftun.

Info zur aktuellen Situation: Aufgrund des Coronaviruses und der diesbezüglichen Verordnung des Bundesrates möchten wir darauf hinweisen, dass im Moment nicht im Murgtal gebouldert werden sollte. Die Gemeinde appelliert momentan (noch) an die Vernunft und sieht von einer Schliessung des Gebietes ab. Dieser vermeintliche Freibrief sollte nicht ausgenutzt werden. Lasst uns solidarisch sein, bleiben wir zu Hause. Wir hoffen, euch aber mit dem kleinen Spotlight auf das Murgtal einen fixen Ausflug für die Zukunft beschert zu haben.

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