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Adventskalender: Meteorologin Denise Praloran

Bächli Bergsport, Freitag, 09. Dezember 2022

Menschen und die Liebe zu den Bergen – in unserem Adventskalender stellen wir täglich eine Person vor, die ihre Leidenschaft und ihren Beruf mit der Alpinwelt verbindet. In unserem neunten Türchen stellen wir euch die Meterologin Denise Praloran vor, die sich bei MeteoSchweiz mitunter um die Prognosen des Bergwetters kümmert.

Wie unterscheidet sich die Prognose des Bergwetters von demjenigen in anderen Regionen?
Die Alpen haben einen grossen Einfluss auf das Wetter. Einerseits wirken sie als Barriere, wie beispielsweise in einer Südföhn- oder Nordstaulage. Andererseits ist das Wetter aufgrund der komplexen Topografie sehr unterschiedlich auf kleinstem Raum. Dies spiegelt sich zum Beispiel bei der Bildung von Berg- und Talwinden wieder, so hat im Sommer fast jedes Tal sein eigenes Windsystem. Einerseits ist die Prognose dadurch teilweise komplex, andererseits trägt dieser Umstand dazu bei, dass je nach Wetterlage immer wieder ähnliche Muster auftreten. Gewitter entstehen beispielsweise in sommerlichen Flachdrucklagen meist in den Bergen zuerst und ziehen erst später ins Flachland. Auch der Föhn hält sich oft - aber nicht immer - an ähnliche Gegebenheiten.

In Sachen Prognose sind bei uns in der Schweiz Dinge zu erwähnen, welche in anderen, flacheren Regionen keine Rolle spielen. Insbesondere kommt mir hier die Obergrenze des Hochnebels in den Sinn. Für uns in der Schweiz ist sie eine sehr entscheidende Information in der Freizeitgestaltung: Wie hoch muss ich gehen, um im Herbst und Winter die Sonne zu sehen? In anderen Regionen ist diese Information hinfällig, da es ohne Berge meist nicht möglich ist, über den Hochnebel zu kommen.

Eine andere wichtige Information in den Bergregionen ist die Schneefallgrenze, welche in flacheren Regionen ebenfalls weniger relevant ist.

Heutzutage sind Wetterprognosen sehr exakt. Was sind die grössten Errungenschaften in der Meteorologie, die diese präzisen Voraussagen möglich machen?
Die rasante Entwicklung der Computer und der Rechenkapazität ermöglichen immer bessere Prognosen. Durch die grössere Leistung können immer höher aufgelöste Wettermodelle betrieben werden - ein Gewinn insbesondere in unseren Alpen mit den engen Tälern und hohen Bergen. Diese hoch aufgelösten Wettermodele können alle paar Stunden neu gerechnet werden, so dass für die Kurzfristprognose immer aktuelle Modellunterlagen verfügbar sind.

Zudem werden sogenannte Ensemble möglich. Dabei wird die Prognose nicht einmal, sondern 10 bis 20 Mal gerechnet, jedes Mal mit ganz leicht unterschiedlichen Anfangsbedingungen, so dass auch die Unsicherheit einer Prognose besser abgebildet werden kann.

Welche Wetterphänomene sind typisch für den Alpenraum und wie kündigen sich diese an?
Da gibt es viele Wetterphänomene, welche ich hier nennen könnte. Ich beschränke mich am einfachsten auf zwei: Im Sommer sind wohl die wichtigsten Wettererscheinungen für den Bergsport die Gewitter. Diese entstehen oft mit der tageszeitlichen Erwärmung. Dabei bilden sich zunächst kleinere Quellwolken, welche immer weiter in die Höhe wachsen. Sobald die vertikale Ausdehnung genügend gross ist, kann sich Niederschlag sowie Blitz und Donner bilden.

Ein anderes typisches Phänomen ist Föhn. Dabei strömt die Luft aus Süden über die Alpen und sinkt im Lee in die Alpentäler ab. Dabei erwärmt sich die Luft und trocknet ab. Teilweise sind in solchen Wettersituationen typische, linsenförmige Wolken am Himmel zu sehen, sogenannte Föhnfische oder Altocumulus lenticularis.

Auf welche Warnzeichen sollten Personen achten, wenn sie in den Bergen unterwegs sind?
Gewitterwolken sind eindeutige Warnzeichen. Hier sind im offenen Gelände und speziell auf Berggipfeln Blitze gefährlich. Gewitter kündigen sich aber meist an, wenn der Himmel genau beobachtet wird.

Aber beispielsweise auch Starkniederschlag kann im Zusammenhang mit Gewittern auftreten, was zum Anschwellen von Bächen führen kann. Dabei sind auch lokale Murgänge möglich. Gewitter kommen aber nicht aus heiterem Himmel. Wie bereits erwähnt werden die Quellwolken immer grösser bis sie schliesslich zu einer Gewitterwolke herangewachsen sind. Es lohnt sich also, auf Bergtouren den Himmel immer mal wieder zu beobachten.

Im Winter kann aufkommender Schneefall und sinkende Bewölkung eine mögliche Gefahrensituation darstellen. Dabei wird die Sicht oft rasch schlecht und eine Orientierung schwierig. Dabei gilt es ebenfalls, die Umgebung zu beobachten. Herannahender Schneefall ist an der diffusen Wolkenuntergrenze zu erkennen.  Es hilft aber natürlich auch, die Wetterlage vor der Tour zu studieren, um von aufkommendem Schneefall nicht überrascht zu werden.

Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag bei MeteoSchweiz aus?
Wir arbeiten im Schichtdienst, sodass das Wetter Tag und Nacht beobachtet wird. Jede Schicht beginnt mit einer Übergabe, bei der die aktuelle Wetterentwicklung besprochen wird. Danach schaue ich selbst das aktuelle Wetter an und studiere die Wettermodelle. Dabei konzentriere ich mich je nach Dienst mehr auf die allgemeine Meteorologie oder auf das Flugwetter. Welches Wetter erwartet uns in den nächsten Stunden oder Tagen? Sind allenfalls Wetterwarnungen notwendig? Oder gibt es für die Fliegerei spezielle Wetterphänomene, welche beobachtet und allenfalls bewarnt werden müssen?

Danach erstelle ich verschiedene Produkte wie zum Beispiel den Wetterbericht oder gebe, falls notwendig, Warnungen aus.

Zudem berate ich auch diverse Kunden zum Wetter. Das können Festivalveranstalter, Bergführer, kantonalen Behörden oder auch die Rega sein.

Sie arbeiten als Prognostikerin – gibt es in Ihrem Team auch andere Disziplinen in Bezug zur Meteorologie?
Grundsätzlich machen wir alle Wetterprognosen. Unterschiede gibt es zwischen den Prognosen für die Aviatik und jener in der allgemeinen Meteorologie. Während in der Fliegerei beispielsweise der Wind in verschiedenen Höhen wichtig ist, zählt in der allgemeinen Meteorologie unter anderem die Menge an Niederschlag, Temperatur oder Sonnenschein. Je nach Schicht in der wir eingeteilt sind, machen wir mehr Flugwetter oder mehr allgemeine Meteogologie. So können wir uns beiden Gebieten widmen. Das ist für mich eine Bereicherung in meinem Job.

Wie sind Sie am liebsten privat in den Bergen unterwegs?
Im Winter bin ich am liebsten mit den Tourenskiern in verschneiten Winterlandschaften über dem Nebelmeer an der Sonne. Nun freue ich mich aber auch, meinen Kindern das Skifahren beizubringen, vorerst auf den Skipisten. Im Sommer entfliehe ich der Hitze in den Niederungen auf Wanderungen in den Bergen mit meiner Familie.


Der heutige Tagespreis

Hinter unserem neunten Türchen versteckt sich ein Bozeman-Schlafsack von Mountain Hardwear.
Dieser Preis ist leider schon verlost worden. 

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