Vorbereitung
Ich habe zuerst meinen Vater gefragt, ob er mitkommen würde bei diesem Projekt. Als
das geklärt war, überlegten wir uns, welcher Gipfel für uns spannend und zugleich auch
realistisch wäre.
Wir hatten zwei Favoriten: die Dufourspitze von Zermatt oder die Allalinhorn-Alphubel-Überschreitung von Saas Fee aus. Wir entschieden uns nach Zermatt zu fahren und zur
Dufourspitze aufzusteigen, weil mich die Tour auf den höchsten Schweizer Gipfel mehr
reizte. Für die Tour hatte ich einen Zeitraum von Mitte April bis Ende Mai 2025 zur Verfügung. Da zu dieser Jahreszeit noch sehr viel Schnee in den Bergen lag, wollte ich die Tour so weit wie möglich mit den Tourenskis bewältigen.
Nachdem ich das notwendige Material zusammengestellt hatte, übte ich, das Gepäck
aufs Velo zu binden. Es war aber gar nicht so einfach, alles so aufzubinden, dass ich
problemlos fahren konnte. Als endlich alles Material aufgebunden war, merkte ich, dass
das Fahren mit dem schweren Velo sehr anstrengend war. Mit ein wenig Übung ging es
aber immer besser und ich machte eine Trainingsvelotour bis nach Kandersteg.
Wir hatten uns für diese Tour vier mögliche Termine reserviert, da wir die Übernachtung
in der Hütte organisieren mussten. Als das erste Datum des Projekts vor der Türe stand
und schlechtes Wetter gemeldet war, behielten wir einen kühlen Kopf und verschoben
die Tour, denn es lagen noch drei mögliche Termine vor uns.
Der zweite Termin war da und das Wetter schien zu passen.
Also machten wir am Freitag, dem 25. April 2025, unsere Velos startklar und gingen früh
zu Bett, damit wir genügend Energie für den nächsten Tag hatten.
Der erste Tag: Velotour nach Zermatt
Am Morgen des 26. April 2025 startete mein Projekt. Wir liessen es gemütlich angehen
und machten uns um 09:15 Uhr mit unseren Velos von Amsoldingen auf den Weg nach Zermatt.
Wir fuhren zuerst über den Veloweg, den ich bereits kannte, bis nach Kandergrund, wo
wir die Kander überquerten und auf die Hauptstrasse wechselten. Von da an war der
gemütliche Teil der ersten Velostrecke vorbei, der letzte Abschnitt bis nach Kandersteg
war ziemlich steil und die vielen überholenden Autos machten das Velofahren nicht
angenehmer.
Als wir nach 2h und 26min in Kandersteg ankamen, stiegen wir in den Zug durch den
Lötschberg Richtung Goppenstein. Das war eine super Gelegenheit, um etwas zu essen.
In Goppenstein angekommen, stiegen wir wieder auf unsere Velos. Mir war ein bisschen
bang zumute, als ich sah, dass mehrere Tunnels mit beträchtlicher Länge vor uns lagen, durch die wir fahren mussten. Zum Glück war ein nettes Auto hinter uns, das uns durch
die ganzen Tunnels nie überholte.
In Gampel suchten wir auf der Karte den Veloweg Richtung Visp. Als wir diesen endlich
gefunden hatten, begann das Abenteuer erst so richtig. Ein paar Tage zuvor hatte es
hier heftig geschneit. Unter der Last des schweren Schnees waren sehr viele Bäume auf
den Weg gefallen, und die Wege waren noch nicht geräumt worden. Zuerst dachten wir
noch, dass es irgendwann besser würde, doch da hatten wir uns zünftig geschnitten.
Nach endlosem schweren „Velo-über-Bäume-hieven“ kamen wir schliesslich doch in Visp
an. Wir gingen in ein Restaurant etwas essen und machten uns bereit für den letzten Teil
nach Zermatt. Der hatte es nochmals in sich. Als wir in Visp noch dachten, wir
hätten die Veloträgerei hinter uns, hatten wir uns gewaltig
getäuscht: es ging erst richtig los.
Als wir nach Stalden vor einem Tunnel auf die alte Strasse nach Zermatt einbogen,
schien zuerst alles gut zu laufen, bis wir wieder auf umgestürzte Bäume und grosse
Steine trafen. Als wir bereits etwa die Hälfte dieses Weges hinter uns gebracht hatten,
kamen wir zu einem Schild, auf dem stand, dass das Weiterfahren nicht möglich sei!
Trotzdem gingen wir weiter, denn umkehren wäre ein zu grosser Umweg gewesen.
Wir mussten einmal das Velo sogar ziemlich entladen, um über einen sehr grossen
Baumstamm zu kommen. Irgendwann wurde es aber besser, und wir erreichten wieder
die Hauptstrasse. Wir fuhren weiter und merkten bald darauf, dass wir nichts mehr zu
trinken hatten. Wir suchten vergeblich nach einem Brunnen und entschieden uns,
weiterzufahren. Es war schon später Nachmittag und bis nach Zermatt war es noch eine
ziemlich weite Strecke. Die umgefallenen Bäume hatten uns sehr viel Zeit geraubt. In
Herbriggen mussten wir deshalb schweren Herzens den Zug bis nach Zermatt nehmen,
weil es sonst viel zu spät geworden wäre.
In Zermatt angekommen, bezogen wir unser Zimmer in der Jugendherberge.
Beim Nachtessen in einer Pizzeria trafen wir noch einheimische Bergsteiger, die mein
Vater kannte. Sie sagten uns, dass der Zustieg zur Monte Rosa Hütte direkt von Zermatt
durch die enge Gornerschlucht wegen des vielen Schmelzwassers nicht mehr möglich
sei, und rieten uns, via Klein Matterhorn in die Hütte zu gehen. Nach einer guten Pizza
gingen wir etwa um 21:00 Uhr schlafen.
An diesem Tag haben wir mit dem Velo 84 km und 1460 hm Aufstieg zurückgelegt und
waren 6h 29min unterwegs.
Der zweite Tag: Aufstieg zur Monte Rosa Hütte
Am Sonntagmorgen klingelte unser Wecker um 07:00 Uhr. Wir frühstückten gemütlich
und sahen aus dem Fenster. Es war noch ziemlich bewölkt. Deshalb entschieden wir
uns, mit der Bahn aufs Kleinmatterhorn zu fahren, dort aber noch ein bisschen auf der
Piste Ski zu fahren und erst später mit dem Aufstieg zur Monte Rosa Hütte zu starten, in
der Hoffnung, dass das Wetter noch ein bisschen besser würde und wir den heiklen
Übergang über das Schwarztor nicht im Nebel machen müssen.
Als um 11:00 Uhr tatsächlich die Sonne zum Vorschein kam, zogen wir die Felle auf die
Ski und stiegen Richtung Breithorn auf.

Das mit der Sonne war dann leider schnell
wieder vorbei, stattdessen begann es zu schneien. Als wir nach 1h und 32min den Gipfel
des Breithorns (4‘164 MüM) erreichten, war es definitiv vorbei mit guter Sicht. Die
Abfahrt Richtung Schwarztor war nur mit Karte und GPS (Uhr und Handy) zu finden.
Als wir die Felle wieder aufzogen und aufstiegen, ging ich voraus. Da es frisch geschneit
hatte und die alte Spur verdeckt war, musste ich spuren und navigieren. Dies war für
mich eine neue, spannende Erfahrung.
Zum Glück riss der Nebel unter dem Schwarztor später auf und wir hatten wieder gute
Sicht für die heikle Abfahrt vom Schwarztor durch die Gletscherabbrüche und Spalten. Wir machten eine ausgiebige Pause und machten uns bereit für den letzten Aufstieg zur
Hütte. Diesen Teil der Tour fand ich auch landschaftlich sehr schön.
Als wir um 16:30 Uhr in der Monte-Rosa Hütte ankamen, tranken wir etwas Kühles und
planten den nächsten Tag. Gesamthaft waren wir 6h 27min unterwegs und hatten 17km und 974 hm Aufstieg mit den Tourenskis zurückgelegt. Wir sprachen nach dem Abendessen noch mit einem
Bergführer, der an diesem Tag auf einem Nachbargipfel, dem Nordend war. Er sagte,
dass die Bedingungen dort sehr gut waren.
Wir kamen zum Schluss, dass es am besten
war, am nächsten Tag auf etwa 4‘000m zu entscheiden, ob wir Richtung
Dufourspitze oder Nordend gehen würden, weil sich dort die Routen trennten.
Wir gingen früh schlafen, denn wir mussten schon um 04:45 Uhr wieder aufstehen.
Der dritte Tag: Auf den Gipfel
Das Wetter am Morgen war sehr gut, und so starteten wir um 05:50 Uhr in Richtung Entscheidungspunkt. Wir kamen gut voran, nachdem wir die ersten 1000 Höhenmeter zurückgelegt hatten und an der Sonne waren, machten wir eine kleine Pause. Anschliessend stiegen wir weiter auf und entschieden uns, an unserem ursprünglichen Ziel festzuhalten: hinauf auf die Dufourspitze. Also stiegen wir weiter auf bis zum Ski-Depot auf 4‘356m. Wir montierten unsere Steigeisen an die Skischuhe, nahmen den Pickel in die Hand und
seilten uns so an, dass wir am kurzen Seil gingen.

Wir hatten viele Leute vor und hinter uns, was nicht besonders praktisch war, weil es einen Stau gab. Als wir den Vorgipfel
auf 4‘500m erreicht hatten, beschlossen wir, umzukehren.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Bergsteigern am Grat, die nur zur Hütte zurück
und nochmals eine Nacht dort verbringen würden, mussten wir noch am selben Tag
nach Zermatt hinunterfahren und nach Hause zurückkehren, weil mein Vater am
nächsten Tag wieder arbeiten musste. Da die direkte Abfahrt nach Zermatt nicht möglich
war, mussten wir einen grossen Umweg über die Saaserlücke und das Stockhornjoch
machen.
Diese Entscheidung fiel uns zwar nicht leicht, und wir wären gerne bis auf den Gipfel
gestiegen, aber es war eine vernünftige Entscheidung.
Wieder im Sattel angekommen, assen wir etwas und machten uns bereit für die Abfahrt. Der
Schnee war perfekt und wir konnten die ersten Spuren im frischen Pulver ziehen. Als wir
die Felle etwa 500 Meter oberhalb der Hütte für den Aufstieg zur Saaserlücke wieder
aufzogen und zum Gipfel der Dufourspitze hochschauten, wussten wir, dass es definitiv
die richtige Entscheidung gewesen war, umzukehren. Wir sahen mehrere Helikopter der
Air Zermatt im Einsatz. Später erfuhren wir, dass jemand im Abstieg über den Grat
abgestürzt und tödlich verunglückt war. Ich bin froh, dass ich das nicht mit ansehen
musste.
Wir stiegen wieder auf, und schon bald kamen wir an einem Fixseil an. Wir banden die
Ski auf den Rucksack und kletterten den Fixseilen nach, bis wir auf der Saaserlücke, einem kleinen Schneegrat, waren. Von da an mussten wir abseilen, um wieder auf den
Gletscher zu kommen.
Jetzt hiess es noch den letzten Aufstieg bis ins Stockhornjoch zu packen. Bei der
Nachmittagshitze war das ziemlich anstrengend.
Danach freute ich mich auf die lange
Abfahrt nach Zermatt. Der Schnee war zwar nicht mehr so schön wie bei der ersten
Abfahrt, aber dennoch angenehm zu fahren. Wir kamen problemlos voran bis nach Gant,
ab hier minderte der Schnee rasch. Nach der Station Gant fuhren wir einen kleinen
Wanderweg durch den Wald hinunter, der schon nach kurzer Zeit schneelos war. Von da
an mussten wir die Skis bis nach Zermatt hinuntertragen.
Wir kamen um 18:30 Uhr,
müde, aber sehr zufrieden, in Zermatt an, wo wir den Zug nach Hause bestiegen.
Gesamthaft waren wir an diesem Tag 12 Stunden und 40 Minuten unterwegs.
Wir hatten 23,5 km zurückgelegt, sowie 2‘036m Aufstieg und 3‘255m Abfahrt.
Und so endete mein Projekt. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich gemacht habe und
werde sicher mal wieder mit dem Velo eine Tour starten.
Dem Team von Bächli Bergsport Thun danke ich ganz herzlich für die grosszügige
Unterstützung für mein Projekt!