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Mulesing: Was es bedeutet und wie wir es verhindern können

Niklas Stauffacher, Montag, 24. Juni 2019

Merino-Kleidung ist atmungsaktiv, leicht, geruchsresistent und ein Naturprodukt. Doch in Zusammenhang mit Merino taucht auch immer wieder der Begriff «Mulesing» auf. Wir sind dem Thema nachgegangen, um Licht ins Dunkel zu bringen: Lesen Sie in unserem Blogbeitrag, was Mulesing ist und wie Produzenten von Merino-Kleidung damit umgehen.

Unter Mulesing, auf Deutsch Mulesierung, versteht man das Entfernen der Hautlappen rund um den Schwanz eines Schafes. Eigentliches Ziel von Mulesing ist das Verhindern der Fliegenmadenkrankheit, im Fachjargon Myiasis, bei der sich Larven in der Haut einnisten und sich parasitär vom Wirt ernähren. Für den Wirt, in diesem Fall das Schaf, kann dies tödlich enden.

Qualvolle Prozedur
Im Grunde genommen wäre die Absicht also durchaus das Wohl der Tiere, problematisch und äusserst zweifelhaft ist allerdings das Verfahren des Mulesings: Damit sich Fliegenlarven und sonstige Parasiten gar nicht erst einnisten können, werden die Hautpartien bereits bei Lämmern in einer schmerzvollen Prozedur einfach abgeschnitten – in der Regel ohne jegliche Betäubung, weder während des Eingriffs noch zur Nachbehandlung. Die Schnittfläche wird frei gelassen, hier können sich wegen fehlender Hautfalten und Wolle nun keine Larven mehr ansiedeln. Dass die offene Wunde jedoch ebenso anfällig für einen Larvenbefall sein kann, wird meist ausser Acht gelassen.

Weit verbreitet und intensiv bekämpft
Mulesing ist hauptsächlich im Bereich der Gewinnung von Merinowolle ein grosses und umstrittenes Thema. In Australien und Neuseeland, die einen grossen Anteil der Merino-Industrie ausmachen, ist Mulesing leider weit verbreitet und wird zugleich aber intensiv bekämpft, unter anderem von der New Zealand Merino Company. Verschiedene Hersteller von Merino-Bekleidung zeigen deutlich, dass Merinowolle auch komplett ohne Mulesing gewonnen werden kann. Dies bedarf genauer Kontrollen und, für eine bessere Sichtbarkeit gegenüber den Konsumenten, Labels, die mulesingfreie Produktion eindeutig kennzeichnen.


Der Traum jedes Schafes: Offene Weiden mit unbeschränktem Platz (Bild: Icebreaker). 

Die Five Freedoms
Mit dem Offenlegen von Lieferanten der verwendeten Merinowolle tragen Hersteller zur Transparenz der Produktionsprozesse bei, die Lieferanten wiederum werden verpflichtet, gewisse Standards aufrecht zu erhalten. So kennzeichnet beispielsweise das von der New Zealand Merino Company ins Leben gerufene Label «ZQ» mulesingfreie Wolle – wobei Mulesing nur ein kleiner Teil der ZQ-Werte ist. Das Qualitätslabel umfasst weitere Tierrechts-Ansprüche sowie einen nachhaltigen Umgang mit der Umwelt, hohe Qualität, Nachverfolgbarkeit der Materialien und soziale Aspekte. Das Tierwohl fasst ZQ in den sogenannten Five Freedoms zusammen:

  1. Frei vor Durst: Die Schafe erhalten Zugang zu frischem Wasser und ausreichend Nahrung. 
  2. Frei, natürlich zu leben: Die Schafe haben offene Weiden, auf denen sie sich frei bewegen und so ihre natürlichen Verhaltensmuster entwickeln und ausleben können. 
  3. Frei von Beschwerden: Die Schafe erhalten nötige Unterstände und Schattenstellen, um nicht unter extremen Wetterbedingungen zu leiden und sich wohlfühlen zu können. 
  4. Frei vor Leiden: Die Schafe werden weder unnötigem Stress noch Schmerzen ausgesetzt, d.h. auf der Farm müssen Verletzungsrisiken minimiert werden, Mulesing ist verboten. 
  5. Frei vor Krankheit: Die Schafe werden überwachst und regelmässig kontrolliert, um allfällige Krankheiten schnellstmöglich feststellen und behandeln zu können. 


Schafzüchter von Icebreaker. Icebreaker war die erste Outdoor-Marke, die Mulesing komplett verbot (Bild: Icebreaker).  

Labels, die Mulesing-freie Schafhaltung garantieren
Auf diese Five Freedoms verweisen viele bekannte Marken mit Merino-Produkten, dabei berufen sich einige direkt auf das ZQ-Label, andere haben ein eigenes Qualitäts-Label kreiert. Das Ortovox Wool Promise beispielsweise beinhaltet untere anderem ein Mulesing-Verbot und nachhaltigen Umgang mit der Natur. Wieder andere heben das RWS-Zertifikat (Responsible Wool Standard) ihrer Produkte hervor, wobei auch der RWS auf die Five Freedoms aufbaut. Die Five Freedoms sind in der Merino-Branche also allgegenwärtig – sie sind simpel und elementar und für das Wohl der Tiere unumgänglich.

Australien als ehemalig grösstes Zuliefererland für Merinowolle wurde in den letzten Jahren von Neuseeland abgelöst, was als grosser Vorteil für die Nachhaltigkeit angesehen werden kann, besonders da Neuseeland seit Oktober 2018 Mulesing offiziell gesetzlich verbietet. 

Das Versprechen von Bächli Bergsport 
Wir als Detailhändler können natürlich keine hundertprozentige Garantie zum Einhalten der Five Freedoms geben. Was Bächli Bergsport aber tun kann, ist die Wahl der Marken dahingehend zu treffen, dass die in unserem Sortiment angebotene Merino-Bekleidung von Lieferanten stammt, die sich mittels kontrollierter Labels und Zertifikaten nachweislich für eine Merino-Gewinnung unter Berücksichtigung des Tierrechts engagieren. So leisten wir gemeinsam mit Ihnen allen unseren Beitrag zu einer nachhaltigen, tiergerechten und mulesingfreien Merinowollproduktion.

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Weitere Informationen zum ZQ-Label finden Sie unter: www.discoverzq.com

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