Offene Stellen

DE | FR | IT
  1. Erlebnis
  2.  > 
  3. Blog

Wasser-Marsch: 8 Wanderungen zu Schweizer Flussquellen

Fabian Reichle, Mittwoch, 15. Juni 2022

Der meteorologische Sommer steht vor der Tür und mit ihm heisse Temperaturen. Wir machen aus der Not eine Tugend und nehmen die drückende Hitze zum Motiv, hiesige, abkühlende Flussquellen zu entdecken - deren gibt es in der Schweiz nämlich einige. Acht dieser Quellen besuchen wir mit unseren Wanderschuhen.

Wasserschloss Schweiz. Dieser schmeichelnde Name hat seine Gründe, denn das kleine Land beherbergt nicht nur rund 1500 Seen, in den Alpen entspringen auch etliche Flüsse. Nebst unzähligen Bächen auch grosse Kaliber wie der Rhein, der oberhalb von Disentis als Rinnsal aus dem Tomasee entsteht und 1230 Kilometer weiter als massiver Strom in Rotterdam im Atlantik mündet. Zum Rhein gesellen sich im Gotthardmassiv drei weitere Quellen grosser Flüsse: Reuss, Ticino und Rhone. Deren Ursprünge können via dem Vier-Quellen-Weg erwandert werden – eine populäre, bekannte Route für Mehrtagestourenerprobten. In fünf Etappen ist der Trek machbar. Wir finden: Das birgt Potenzial für mehr.

Mit einem Blick auf die Karte wollen wir andere geografische Wasser-Ecken der Schweiz erwandern. Zu kleineren Flüssen an unscheinbareren Orten. Das Prinzip dabei soll sein, die Quellen auf die schönst mögliche Art zu erreichen. Mal kurz, mal mehrtägig, mal ganz gemütlich, mal alpin. Dabei lassen wir auch «die grossen Vier» im Gotthardmassiv nicht aus, begeben uns jedoch auf alternative Routen. Diese machen denn auch gleich den Anfang.


Zur Rheinquelle: Der Tomasee


Wir drehen den Spiess um. Anstatt vom Oberalppass zu starten, wählen wir die längere Route aus dem Tessin. Von Airolo aus geht es erst nördlich durchs malerische und grüne Val Canaria bis hoch auf den Passo Bornengo auf 2'600 Meter über Meer. In typischer Ticino-Manier werden hierbei ordentlich Höhenmeter absolviert. Der Weg weiter gen Norden durchs Val Maighels wird den Beinen guttun. Kurz vor dem Lai Urlaun biegen wir links ab und ziehen weiter zu unserem Ziel, dem Tomasee. Noch eine kleine Piece de Résistance bis zur Badushütte. Der zweite Tag besteht aus lockerem Auslaufen via dem Pazolastock bis zum Oberalppass.

Wem die erste Etappe zu ambitioniert ist, geht vor dem Passo Bornengo ostwärts und übernachtet in der Capanna Cadlimo. Der Folgetag kann dann mit einer alpinen Tour zur Passhöhe gestartet werden.


Toureninfos Etappe 1



Toureninfos Etappe 2


  • Distanz: 5 km
  • Aufstieg: 310 m
  • Abstieg: 770 m
  • GPS: Download

Zur Reussquelle: Der Lago di Lucendro


Auf den Gotthardpass, ohne dessen Strassen zu tangieren – so wollen wir die Reussquelle erwandern. Zugegeben, der Weg von Andermatt aus ist schön, aber wir versuchen es trotzdem anders. Start ist Realp, von wo aus wir ziemlich steil und direkt bis zur Gatscholalücke hochsteigen. Von dort ist es ein Katzensprung bis zum Lago di Lucendro. Kurz und heftig. Direkt zur Quelle der Reuss führen keine Wanderwege, wer hier also genug hat, geht die paar Meter bis zur Gotthardpasshöhe und von dort motorisiert oder zu Fuss nach Andermatt.

Ambitionierte ziehen weiter in Richtung Passo di Lucendro im Süden. Aber Achtung, diese Route wartet nochmals mit einigen Höhenmetern auf und der nächste Ort mit ÖV-Anbindudung ist nicht gleich ums Eck.


Toureninfos


  • Distanz: 8,4 km
  • Aufstieg: 1'070 m
  • Abstieg: 440 m
  • GPS: Download

Zur Ticinoquelle: Der Nufenenpass


Wiederum starten wir im Tessin – passend zum Fluss, der den Kanton prägt. Wir begeben uns ins verschlafene Val di Peccia, einem nördlichen Seitental des Val Lavizzara. Vorbei an Steinbrüchen, durch liebliche Waldstücke und alsbald in alpinem Gelände gehen wir die erste Etappe von San Antonio aus Richtung Ghébia und von dort nach Westen in die Alpe Masnee, wo wir unsere erste Nacht in der Capanna Poncione di Braga verbringen.

Der zweite Tag startet mit einer alpinen Wanderung unterhalb der Poncione die Braga und zieht sich weit nach Westen vorbei am Lago di Cavagnöö und weiter alpin über den Passo Grandinagia bis lang durchs Val Corno bis zur Capanna Corno Gries. Die Etappe ist technisch anspruchsvoll sowie lang mit vielen Höhenmetern. Wer die Mammuttour aufteilen möchte, legt in der Capanna Basodino einen Zwischenstopp ein.

Wir befinden uns nun mitten im Quellgebiet des Ticino: Dem Nufenenpass. Der letzte Effort bedeutet Abstieg. Vorbei am Nufenenstock und Griessee machen wir uns auf den gemütlichen Weg bis nach Ulrichen.


Toureninfos Etappe 1



Toureninfos Etappe 2



Toureninfos Etappe 3


  • Distanz: 13,8 km
  • Aufstieg: 290 m
  • Abstieg: 1’280 m
  • GPS: Download

Zur Rhonequelle: Der Rhonegletscher


Darf es etwas mehr sein? Einem Gletscher zum Ziel wollen wir mit einem entsprechend ebenbürtigen Weg Tribut zollen. Startpunkt ist die Sustenpasshöhe. Dort starten wir gleich auf einem Alpinwanderweg zum südlich gelegenen Sustenjoch und weiter bis zur Voralphütte. Uns zieht es jedoch noch etwas weiter über den Horenfellistock, vorbei am Bergseeschijen zur Bergseehütte – unsere erste Übernachtung. Kleine Randnotiz: Hier gibt es einen tollen Klettersteig. Wie dieser entstanden ist, könnt ihr hier nachlesen.

Runter ins Göschenental und rauf zur Lochberglücke. Tag zwei führt uns weiter südlich bis zur Albert-Heim-Hütte. Dort verbringen wir unsere zweite Nacht.

Tag drei beginnt ebenfalls wieder weiss-blau-weiss und vorbei der Sidelenhütte. Hier beginnt der Abstieg in Richtung Furkapass und von dort entlang des Strassenverlaufs bis zum Rhonegletscher, unserem Quellen-Ziel des gleichnamigen Flusses.


Toureninfos Etappe 1



Toureninfos Etappe 2



Toureninfos Etappe 3


  • Distanz: 10,9 km
  • Aufstieg: 620 m
  • Abstieg: 830 m
  • GPS: Download

Zur Innquelle: Der Lunghinsee


Kleine, feine Rundwanderung mit einigen Höhenmetern. Mit Ausgangspunkt Maloja wählen wir einen malerischen Ort im Engadin. Unser erstes Zwischenziel ist Casaccia, das an der Passstrasse liegt. Dann geht es westlich ins Val Maroz und alsbald nördlich bis zum Septimerpass. Hier hört das Aufwärtsgehen jedoch noch nicht auf – wir ziehen nämlich westlich zum Lunghinpass weiter. Wer noch Saft in den Beinen hat, kann hier den Piz Lungin auf einem Alpinweg besteigen. Unser Ziel, der Lunghinsee liegt nun in der Abwärtsbewegung. Von hier aus wieder runter nach Maloja.


Toureninfos


  • Distanz: 16,45 km
  • Aufstieg: 1’250 m
  • Abstieg: 1’250 m
  • GPS: Download

Zur Linthquelle: Das Tödimassiv


Nicht auf, aber immerhin in unmittelbarer Nähe des Tödis. Die Linth entspringt tief im Glarnerland, wo wir uns auf die Quellensuche machen. Los geht es in Linthal und erstmal gemütlich auf südlichem Pfad in Richtung Koloss Namens Tödi, unser Ziel: Die Claridenhütte. Eine echte Herausforderung mit fast 2'000 Höhenmetern.

Der Rückweg ist ebenso direkt und lang wie der Aufstieg, wenn auch nicht ganz so herausfordernd. Unterwegs treffen wir immer wieder auf kleine Zuflüsse, die die Linth speisen, bis wir zurück in Linthal unsere Zweitagestour beenden.


Toureninfos Etappe 1



Toureninfos Etappe 2


  • Distanz: 18,8 km
  • Aufstieg: 430 m
  • Abstieg: 2’200 m
  • GPS: Download

Zur Thurquelle: Der Chalbersäntis


Der Alpstein mit seinem Hauptgipfel, dem Säntis, ist leider seit langem vom Tourismus einverleibt worden. Doch es gibt noch immer Pfade, die kaum begangen werden. So unter anderem die Alpinroute über den Nädligergrat.

Der Einfachheit halber nehmen wir die kleine Rufseilbahn in Wildhaus nach Gamplüt. Von hier aus wärmen wir die Beine auf einem entspannten Weg gegen Osten auf. Bald jedoch geht es steil aufwärts auf den Wildhuser Schofbode. Der Alpinwanderweg mündet im Nädligergrat, der bis zum Altmann führt. Von dort schwindelerregend runter bis zum Rotsteinpass. Ab hier ist gemütliches Auslaufen angesagt – und zwar alles runter über den Fliser Schofbode vorbei an der Thurwis zurück nach Gamplüt. Ganz unscheinbar passieren wir dabei die Quelle der Thur.

Wer Zeit mitbringt und die Tour in zwei Tagen gestalten will, kann übrigens auf dem Rotsteinpass übernachten.


Toureninfos



Zur Saanequelle: Das Sanetschhorn


Bei und zu Gstaad. Wir legen in Lauenen bei Gstaad los und nehmen die erste Etappe entspannt. Bis zum Louwenensee und ein kleines Stück weiter zur Geltenhütte.

Tag Nummer zwei hat es mehr in sich. Als erstes besteigen wir den Arpelistock über einen Alpinwanderweg. Der weitere Weg führt uns zur Sanetsch-Passstrasse. Hier können wir denn auch die Saane und ihr Quellgebiet, das Sanetschhore, bestaunen. Auf der Passhöhe gilt es zu entscheiden: Entweder runter bis nach Gsteig bei Gstaad, was zwar nicht anspruchsvoll, aber dennoch relativ weit ist, oder südlich mit einem kleinen Abstecher bis zum Hôtel du Sanetsch. So wird aus der Zwei- eine Dreitageswanderung.


Toureninfos Etappe 1



Toureninfos Etappe 2


Passende Inhalte

Kommentare

Zu diesem Beitrag sind noch keine Kommentare vorhanden.

Kommentar schreiben