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Adventskalender: Stephan Kaufmann, Geschäftsführer der Wanderwege Graubünden

Bächli Bergsport, Montag, 19. Dezember 2022

Menschen und die Liebe zu den Bergen – in unserem Adventskalender stellen wir täglich eine Person vor, die ihre Leidenschaft und ihren Beruf mit der Alpinwelt verbindet. In unserem 19. Türchen stellen wir euch den Geschäftsführer der Wanderwege Graubünden, Stephan Kaufmann vor, der sich mit seinem Verein um die Instandhaltung des Wegnetzes in den Bündner Bergen kümmert. Er verrät uns, warum die Wegweiser im Kanton ein Unikat sind und warum die Wander-Zeitangaben im Osten etwas zügiger sind als im Rest des Landes.

Die Wanderwege Graubünden sind die kantonale Wanderweg-Fachorganisation des Kantons Graubünden. Was sind die Aufgaben und Tätigkeiten deiner Organisation?
Die sind breit gefächert und bei uns in vier Hauptgeschäftsfelder aufgeteilt. Aufgaben wie der Fachsupport der Gemeinden und die Qualitätskontrollen rund ums Thema Wanderwege gehören zum Bereich Technik. Im Bereich Tourismus pflegen wir ein Netzwerk mit den Tourismusinstitutionen, welche in Graubünden natürlich auch beim Wandern eine wichtige Rolle einnehmen. Dann sind wir auch ein Verein mit rund 1’400 Mitgliedern mit einem umfassenden Angebot an geführten Wanderungen und Events, was bei uns unter dem Begriff Wandercommunity zusammengefasst ist. Und nicht zuletzt sind wir auch noch auf verschiedenen Stufen in der Aus- und Weiterbildung aktiv. So bilden wir professionell und auch ehrenamtlich tätige Wanderleiter*innen aus und pflegen ein ständig wachsendes Angebot an Kursen, in welchen wir vertieftes Wissen rund ums Wandern praxisnah an interessierte Wanderinnen und Wanderer vermitteln. Zum Beispiel, wie ich mich richtig verhalte, wenn ich plötzlich Mutterkühen gegenüberstehe.

Und wer ist dann in Graubünden für die Instandhaltung der Wanderwege verantwortlich?
Im Gegensatz zu manch anderen Kantonen sind in Graubünden die Gemeinden für den Bau, den Unterhalt und die Signalisation verantwortlich. Wir als Wanderwege Graubünden unterstützen die Gemeinden unter anderem mit fachlichem Support und machen im Auftrag des Kantons die Qualitätssicherung. Dazu haben wir das Kantonsgebiet in 35 Bezirke aufgeteilt, in welchen die Bezirksleiterinnen und Bezirksleiter die Kontrollaufgabe wahrnehmen und uns so bei der Umsetzung unseres kantonalen Leistungsauftrags unterstützen. Übrigens: Eine der zentralen Aufgabe auf diesen Kontrollen ist die Überprüfung der über 12'000 Wegweiserstandorte. Für jeden einzelnen im Kanton gibt es ein eigenes Standortblatt mit allen Details wie Koordinaten, Schilder, Aufschriften, Ausrichtung jedes Schildes, Stangendurchmesser und so weiter. Bei der Kontrolle muss einzeln überprüft werden, ob die Standortblattangaben mit dem Wegweiser vor Ort übereinstimmen. Wenn nicht, müssen die nötigen Massnahmen getroffen werden, das Ganze zu bereinigen.

Apropos Qualitätskontrolle: Bei euch können Schäden am Wanderwegnetz gemeldet werden. Was passiert, nachdem eine solche Meldung eingegangen ist?
Die Schadenmeldung wird bei uns registriert und umgehend an die Wegverantwortlichen der entsprechenden Standortgemeinde weitergeleitet. Diese sind dafür verantwortlich, dass die Situation vor Ort geprüft und bei Bedarf umgehend die nötigen Massnahmen getroffen werden. Das heisst eine möglichst zeitnahe Behebung der Schäden oder bei grösseren Baustellen Sperrung und Umleitung. Sperrungen und Umleitungen werden übrigens ebenfalls durch uns erfasst und sind damit auf den diversen Portalen wie Swisstopo oder SchweizMobil online ersichtlich.

In der Schweiz gibt es 65’000 Kilometer markierte Wanderwege, 11’000 davon befinden sich allein in Graubünden. Nach welchen Regeln werden Wanderwege angelegt?
Die zentralen Anforderungen, welche heute an das Wanderwegnetz gestellt werden, sind über die Qualitätsziele der Schweizer Wanderwege einheitlich definiert. Ein guter Wanderweg überzeugt demnach in Sachen Planung mit hohem Abwechslungsreichtum der Linienführung, mit Anschluss an den ÖV und mit der Berücksichtigung der massgeblichen Bedürfnissen und Interessen seiner Nutzer. Beim Bau gilt die Wahl der geeigneten Wegoberfläche - möglichst kein Hartbelag - und ein einwandfreier Wegzustand einschliesslich Kunstbauten als Qualitätsmerkmal. Zudem orientiert sich die Signalisation an einer nationalen Norm und auch die touristische Kommunikation und Vermarktung einer Route ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal, das einen guten Wanderweg im Gesamtpaket ausmacht.

Was macht für dich ein guter Berg- oder Alpinwanderweg aus?
Mal abgesehen von den vorgängig erwähnten allgemeinen Qualitätskriterien liebe ich Bergwanderwege, welche mich – möglichst über Stock und Stein – an Orte führen, wo ich die Schönheit und Wildheit unserer Bergwelt hautnah erleben und ungefiltert geniessen kann.

Anders als in anderen Kantonen ist in Graubünden das Biken auf Wanderwegen erlaubt. Ist das im Sinne der Wanderwege Graubünden?
Die Wanderwege Graubünden unterstützen die Bemühungen im Kanton Graubünden für eine gelebte und funktionierende Koexistenz von Mountainbikern und Wandernden. Natürlich ist der Gedanke einer Entflechtung mit separaten Wegen für die unterschiedlichen Bewegungsformen wie Wandern, Biken, Trailrunning und so weiter sehr verlockend. Doch das ist in der Praxis aus verschiedenen Gründen schlicht nicht realisierbar. Abgesehen davon gibt es bei uns objektiv betrachtet auf weiten Teilen des Wanderwegnetzes keine wirklichen Probleme zwischen Bikern und Wandernden. Und wenn, dann sind es meist die bekannten Hotspots, wo die Koexistenz an ihre Grenzen stösst und deshalb auch Entflechtungsmassnahmen unumgänglich sind. Wir sind jedoch davon überzeugt, dass bei Einhaltung einiger zentraler Grundregeln und der Orientierung an Werten wie Anstand, Respekt und gegenseitiger Rücksichtnahme ein friedliches Miteinander der verschiedenen Nutzergruppen absolut möglich ist. Das beweisen die Praxiserfahrungen. Und genau deshalb engagieren wir uns auch aktiv bei der kantonsweiten Fairtrail-Kampagne, welche Wandernde, Bikende, Trailrunner und andere Nutzergruppen für ein friedliches Miteinander sensibilisieren will.

Eine weitere Besonderheit auf dem Wanderwegnetz in Graubünden sind die Wegweiser. Was zeichnet den typischen Bündner Wanderwegweiser aus?
Statt den heute weit verbreiteten Alutafeln mit Sieb- oder Digitaldruck-Beschriftung setzen wir in Graubünden bei der Wanderwegsignalisation nach wie vor auf die bewährten Reliefgusswegweiser. Diese sind deutlich robuster und langlebiger und dank der Reliefbeschriftung auch dann noch lesbar, wenn Wind und Wetter über die Jahre hinweg der Lackierung zugesetzt haben. Und wenn die Farbe nach mehreren Jahrzehnten Einsatz ab ist, wird der Wegweiser sandgestrahlt, neu lackiert und ist damit wieder bereit für weitere Jahrzehnte im harten Einsatz. Der original Bündner Wanderwegweiser hat sich übrigens mittlerweile zum eigentlichen Kultobjekt entwickelt. So mehren sich bei uns Anfragen von Wegweiserfans nach Sonderanfertigungen mit individueller Beschriftung, beispielsweise als Dekorationsobjekt für das eigene Zuhause oder als exklusives Geschenk.

Offenbar sind in Graubünden nicht nur die Wanderwegweiser, sondern auch deren Zeitangaben speziell. Man sagt, in Graubünden wären die Zeitangaben sportlicher als in anderen Kantonen.
Da ist wohl tatsächlich was dran an dieser Geschichte. Und auch da spielt die Robustheit und Langlebigkeit unserer Reliefgusswegweiser eine wichtige Rolle. Bevor nämlich die Wanderzeitberechnung in den 1980er Jahren schweizweit vereinheitlicht wurde, wurde diese meist mittels Abmarschieren der einzelnen Strecken bestimmt. Man sagt, dass Graubünden dazu vor allem im alpinen Gelände oft aktive Bergführer engagiert hätte. Diese wären aufgrund ihrer Fitness recht sportlich unterwegs gewesen, was sich entsprechend auf die Zeitangaben auf den Wegweisern ausgewirkt hätte. Und weil sich viele der Wegweiser aus diesen alten Zeiten bis heute bestens gehalten haben, sind die Wanderzeiten vor allem in höheren Lagen in Graubünden nach wie vor sportlicher bemessen als in anderen Regionen der Schweiz. Ob diese Geschichte genauso den Tatsachen entspricht, lässt sich nicht verbriefen, ist aber durchaus vorstellbar.

Wie bist du am liebsten privat in den Bergen unterwegs?
Zu Fuss als Wanderer oder auf dem Mountainbike.

Gibt es etwas, das du der Bergsportgemeinde mit auf den Weg geben möchtest?
Egal wie wir in den Bergen unterwegs sind, Anstand, Respekt und Rücksichtnahme gegenüber Andern sind eine wichtige Voraussetzung für ein friedliches Miteinander.

 

Der heutige Tagespreis

Hinter unserem 19. Türchen versteckt sich ein Snow Gear Roller von Evoc.
Dieser Preis ist leider schon verlost worden.

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