Offene Stellen

DE | FR | IT
  1. Erlebnis
  2.  > 
  3. Blog

Boulderknigge: So verhält ihr euch an den Blöcken

Fabian Reichle, Donnerstag, 15. September 2022

Wer Bergsport betreibt, ist in der Natur zu Gast. Beim Bouldern kann das zum Problem werden, wenn sich die Aktivitäten auf einen kleinen Raum beschränken, in welchem viel Bewegung stattfindet. Leider kommen die immer wieder laut werdenden Rufe nach Schliessungen und Beschränkungen nicht von ungefähr. Daher sind wenige, aber wichtige Verhaltensregeln elementar.

Bouldergebiete, vor allem diejenigen, die auf der Popularitätsskale weit oben stehen, sind oft nicht nur Brennpunkt für die Unterarme, sondern auch in hitzigen Debatten. Kopfschütteln, Empörung, Schliessung – diese Geschichte scheint sich leider immer und immer wieder zu wiederholen. Leider sind Kritik und radikales Dichtmachen oft selbstverschuldet. Die Ursache sind oft die Bouldernden selbst, indem sie unwissentlich oder durch pure Ignoranz ein Gebiet zumüllen und sich falsch verhalten. Letztere machen glücklicherweise nur einen Bruchteil der eigentlich umweltbewussten Boulder-Community aus. 

Doch warum sind es eigentlich so oft Bouldergebiete, die unter die Räder kommen? Ein Erklärungsversuch: Bouldergebiete sind in der Regel kompakt. Das bedeutet, es konzentrieren sich viele Leute auf wenig Raum, die Natur ist einer ungewohnten Belastung ausgesetzt. Dies kennt man aus dem sonst so weitläufigen Bergsport nur selten. Wer trotzdem Vergleiche sucht, findet diese im hiesigen Alpstein rund um den Seealpsee oder im fernen Basecamp am Mount Everest. 

Ein anderer Faktor bei einem Bouldergebiet ist die Bewegung, die innerhalb des engen Raumes stattfindet. Während beim Klettern oftmals ein Sektor pro Tagesausflug beansprucht wird, ist es beim Bouldern ein Hin und Her – Menschen tingeln von einem Block zum nächsten. Auch das ist ein Härtetest für die Natur. 

All dies bedeutet jedoch nicht, dass ein Boulder-Areal per se in Mitleidenschaft gezogen werden muss, wenn sich Menschen darin bewegen. Bevor ihr euch am harten Fels mit Slopern, Crimps, Hooks und Crashpads befasst, müsst ihr folgende Regeln beachten, wobei viele davon auch generell auf den Bergsport anwendbar sind.


Gemütliche Anreise mit ÖV 

Nutzt wenn möglich den öffentlichen Verkehr. Gerade die Anreise mit dem eigenen Auto ist ein grosser Punkt bezüglich eures CO2-Fussabdrucks – ihr gestaltet also euren Trip bereits nachhaltig, bevor ihr überhaupt an den Blöcken Hand anlegt. Ausreden gibt es in der Schweiz nur selten, die meisten Destinationen sind sehr gut mit der Bahn und allenfalls Bussen auf den letzten Kilometern erschlossen. Solltet ihr dennoch mit dem Auto anreisen wollen, dann bildet Fahrgemeinschaften und stellt euer Fahrzeug ausschliesslich auf ausgewiesenen Parkplätzen ab. 


Abfall mitnehmen 

Vom Fingertape-Rest über die Bananenschale bis zum Zigarettenstummel: Abfall wird mitgenommen und entsorgt. Ausnahmslos. Exkremente müssen vergraben werden – und zwar mit grossem Abstand zu Gewässern, da dieses sonst kontaminiert werden könnte. Zum Thema Abfall gehört beim Bouldern insbesondere auch Magnesium. Putzt die Blöcke nach eurer Session. Mehr zum Thema Müll lest ihr übrigens in unserem Interview zur „Leave no Trace“-Philosophie


Kein Wildcampieren 

Übernachtet wird ausschliesslich auf Zeltplätzen oder an Orten, wo das Campen definitiv erlaubt ist. Hierzu haben wir einen passenden Blogbeitrag erstellt. 


Nutzt die offiziellen Wege 

Wenn ihr euch von einem zum nächsten Block bewegt, dann nutzt das vorhandene Wegnetz, auch wenn ihr einen Umweg gehen müsst. Dabei tragt ihr das Crashpad stets auf dem Rücken und schleift es nicht über den Wald- oder Wiesenboden. Ein Tipp: Plant euren Tag im Vorhinein und überlegt euch eine logische Route zwischen den Blöcken, die ihr abklappern wollt. So seid ihr weniger unterwegs und könnt obendrein die Zeit mehr zum Bouldern nutzen, anstatt in der Gegend umherzulaufen. 


Unterstützt das lokale Gewerbe 

Seien wir ehrlich: Für Aussenstehende sind Boulderer seltsam. Sie binden sich eine „Matratze“ auf den Rücken und verausgaben sich dann an Felsbrocken. Diesem öffentlichen Bild und der allenfalls miteinhergehenden Abneigung könnt ihr entgegenwirken, indem ihr das lokale Gewerbe unterstützt. Lasst den Tag im anliegenden Restaurant oder Café ausklingen, übernachtet im Hotel in der Nähe und redet mit den Leuten. 


Vermeidet Lärm 

Aus Frust oder Freude laut rumschreien muss nicht sein. Wummernde Musik aus den Bluetooth-Lautsprechern schon gar nicht. Vermeidet zudem Nacht-Sessions, damit ihr keine Anwohnende und das heimische Wild stört. 


Feuer nur an Feuerstellen 

Grillieren rundet das Naturerlebnis ab. Aber bitte ausschliesslich an dafür vorgesehenen Feuerstellen. 


Beachtet Kletterverbote 

Wird ein Block, ein Sektor oder ein ganzes Gebiet gesperrt, dann hat das seine Gründe. Dahinter kann ein Fehlverhalten von Bouldernden stecken, wobei ihr durch weitere Aktivitäten nur weiteres Öl ins Feuer giesst. Manchmal sind Sperrungen aber auch auf natürliche Gefahren – wie beispielsweise potenzieller Steinschlag – zurückzuführen. In diesem Fall würdet ihr euch nur unnötig in Gefahr bringen. 


Verteilt euch 

Auch wenn die Hot Spots wie der Magic Wood eine wortwörtlich magische Anziehungskraft haben: Es gibt etliche Alternativen, die weniger überlaufen sind. Ihr müsst nicht alle an ein und demselben Boulder anstehen. 

Haben wir etwas vergessen? Schreibt uns in den Kommentaren. 

Kommentare

Zu diesem Beitrag sind noch keine Kommentare vorhanden.

Kommentar schreiben