Sonntagsverkauf

Newsletter

DE | FR | IT
  1. Erlebnis
  2.  > 
  3. Blog

Clean Climbing vs. Bohrhaken: Was ist umweltverträglicher?

Fabian Reichle, Mittwoch, 13. Juli 2022

Vorgebohrte Routen sind zugänglich: Prinzipiell braucht es «nur» Expressen, um sicher nach oben zu kommen. Der Abbau von Hürden bedeutet mehr Kletterbegeisterte – dieser Trend wiederum befeuert die Motivation, immer mehr Felswände mit fixem Sicherungsmaterial zu erschliessen. Gerade wenn es darum geht, einen möglichst geringen Einfluss auf die Natur zu nehmen, stellt sich die Frage, ob Clean Climbing umweltverträgliche Vorteile gegenüber durchgebohrten Routen hat.

Spurenlos durch die Wand. Clean Climbing, auch traditionelles Klettern genannt, bedeutet, dass sämtliche Sicherungsgeräte während der Begehung am Fels angebracht und danach wieder abgebaut werden. Im direkten Kontrast dazu stehen fix eingerichtete Routen, in denen installierte Haken der Sicherung dienen.

Während Clean Climbing mehr Material und entsprechendes Wissen voraussetzt, sind vorgebohrte Routen zugänglicher: Prinzipiell braucht es «nur» Expressen, um sicher nach oben zu kommen. Der Abbau von Hürden bedeutet mehr Kletterbegeisterte – dieser Trend wiederum befeuert die Motivation, immer mehr Felswände mit fixem Sicherungsmaterial zu erschliessen. Gerade wenn es darum geht, einen möglichst geringen Einfluss auf die Natur zu nehmen, stellt sich die Frage, ob Clean Climbing umweltverträgliche Vorteile gegenüber durchgebohrten Routen hat.

Tim Marklowski, Mitautor des Schweizer Clean Climbing-Kletterführers 'C(h)lean' und Mitglied der Alpenschutzorganisation Mountain Wilderness relativiert: «Aus Sicht der Natur bieten Clean Climbing-Routen keine Vorteile, ausser vielleicht, dass sie weniger frequentiert sind. Einen grossen Unterschied macht es jedoch für das menschliche Erlebnis.» Jede Spielart im Klettersport habe ihre Berechtigung und ihren Reiz. Wenn neben perfekt absicherbaren Rissen Bolts gesetzt werden, geht auf Dauer die Vielfalt verloren. Gründe fürs Selbstabsichern sieht Tim daher primär in der Ästhetik und im Respekt gegenüber unberührter Landschaft: «Es ist ein anderes Erlebnis, an scheinbar unberührtem Fels zu klettern und selbst für die Absicherung zu sorgen.».


Foto © Silvan Schüpbach


Der Mensch und der Fels

Klettern ist ein puristisches Vergnügen. Durch unnachsichtige Bohrerei gegenüber Flora und Fauna kann dieses Erlebnis jedoch getrübt werden. Logisches und überlegtes Handeln ist nicht nur ein Schlüssel für tolle Kletterabenteuer, sondern auch für naturnahes Verhalten am Fels. Regeln und Standards sind unabdingbar, um Klettern im Einklang mit der Natur zu gewährleisten. Das fängt bereits lange vor dem Ansetzen des Bohrers und dem Sichern mit Klemmgeräten an. «Wenn Routen ohne naturschutzfachliche Abklärungen in einem Brutgebiet von Vögeln eingerichtet werden, hat das fatale Folgen», führt Tim als Beispiel an.

Letztendlich ist es also die Mischung, die es ausmacht. Ob nun in Eigenregie gesichert wird oder Bohrhaken verwendet werden, ist aus ökologischer Sicht sekundär – letztendlich ist, wie so oft, der Faktor Mensch entscheidend, ob wirklich umweltverträglich geklettert wird oder nicht. Mountain Wilderness betreibt hierfür die notwendige Aufklärungsarbeit. Die Broschüre 'Mensch, Fels, Falke', welche der Organisation erstellt wurde und in allen Bächli Bergsport Filialen demnächst aufliegen wird, zeigt einfach und verständlich, wie wir alle sorgsam mit unserer Umgebung am Fels umgehen sollten und gibt spannende Inputs über Wanderfalken, Farne und Co.

Die Natur liefert uns ein wunderbares Umfeld, um unseren heiss geliebten Sport auszuüben. Es steht daher genauso in unserer Verantwortung, dass wir Sorgsam und Respektvoll mit derselben umgehen um unseren Einfluss so gering wie möglich zu halten.

Weitere Beiträge

Verletzungsprävention beim Klettern

Verletzungen gehören leider zum Sport dazu. Doch was sollte man tun, wenn es dazu kommt? Vor einigen Monaten habe ich mir beim Klettern die Schulter verletzt. Wie es dazu kam und und wie man das Verletzungsrisiko beim Klettern reduzieren kann, möchte ich in diesem Beitrag teilen.

Klettern im Jura – wo einst Brontosaurier hausten

Der Jubiläumsausflug in den Jura verbindet Klettern mit Kultur: Im Backcountry der Gastgeberfiliale Basel stecken die Bohrhaken dort, wo einst Brontosaurier hausten.

Die neusten wissenschaftlichen Kenntnisse zum Thema Fingerkraft

Fingerkraft am Griffbrett trainieren: Für Einsteiger:innen ein Tabu? Welche Methoden des Fingerkrafttrainings es gibt und welche neuen Erkenntnisse es hierzu für Einsteiger:innen gibt, erfährst du in diesem Beitrag.

Expert: Alles, was du über Kletterseile wissen solltest

Ohne Seil geht beim Klettern, aber auch auf vielen Berg- und Hochtouren, gar nichts. Ein Überblick über gängige Seiltypen, Auswahlkriterien und Produktionsmethoden.

Mehrseillängen klettern: Sechs praktische Tipps für dein erstes Mal

Mehrseillängen sind die Königsdisziplin des Kletterns. Technik, Material, Planung und vieles mehr müssen sitzen, um erfolgreich und genussvoll durch eine Wand zu kommen. Wir zeigen dir sechs Tipps, die dich inspirieren, selbst in die wundervolle Welt der Mehrseillängen-Routen einzutauchen.

Zwei Freundinnen – ein gemeinsamer Traum: Matterhorn-Nordwand

Die Alpinistinnen Franziska Schönbächler und Jil Schmid haben lange davon geträumt, gemeinsam die Nordwand des Matterhorns zu erklimmen. Das lange Warten auf gute Bedingungen hat sich endlich gelohnt. Am 20. Juli konnten die Freundinnen aufbrechen und dem berühmten Berg die Stirn bieten. Im Blog schildert Bächli-Athletin Franziska, wie sie die Tour erlebt hat und was ihr noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Sportklettern im Wandel: Vom Schweizer Fels an die Olympischen Spiele

Sportklettern hat dank seiner Aufnahme in die Olympischen Spiele einen gewaltigen Sprung aus der Nische gemacht. Doch welche Auswirkungen hat dieser Wandel auf Athletinnen, Trainer und die Schweizer Kletterszene?

Gut verbunden: Karabiner und Haken

Als verbindendes Element sind Karabiner im Bergsport unverzichtbar: Sie sind die entscheidende Schnittstelle zwischen Mensch, Berg und Seil. Welcher Aufwand hinter ihrer Produktion steckt und wo welche Karabinerform zum Einsatz kommt, klären wir in unserer Rubrik Expert.

Passende Inhalte

Kommentare

Zu diesem Beitrag sind noch keine Kommentare vorhanden.

Kommentar schreiben