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Feuer frei: Alles über Kocher

Richard Heinz, Dienstag, 24. Juni 2025

Gas oder Benzin? Mit dieser Entscheidung ist es bei der Wahl des richtigen Kochers heute nicht mehr getan. Aus der einstigen Brennstofffrage ist heute eine Systemfrage geworden.

Wichtig für eine gute Kocherwahl ist, sich ausgiebig Gedanken zum Anwendungsbereich zu machen. Es kann sinnvoll sein, in zwei unterschiedliche Systeme zu investieren, statt einen Kocher für alles zu suchen. Zentrale Fragen, die man sich bei der Wahl eines Kochers stellen sollte:

  • Was soll gekocht werden? Wird «richtiges» Essen in mehreren Töpfen zubereitet oder lediglich Wasser für Tee und gefriergetrocknetes Essen erhitzt?
  • Wie lange will oder muss ich autark unterwegs sein? Wie ist die Verfügbarkeit des Brennstoffs?
  • Wie sind die äusseren Bedingungen, insbesondere das Platzangebot, die Temperatur sowie die Windexposition? 

1 Windschutz: Grossen Einfluss auf den Brennstoffverbrauch hat ein Windschutz. Er sollte immer im Gepäck sein, wenn der Kocher keinen integrierten Schutz besitzt. Ein Wärmetauscher am Kochtopf erhöht die Effizienz zusätzlich.

2 Externe Zuleitung: Kocher, die direkt auf die Gaskartusche geschraubt werden, sind unschlagbar kompakt. Mit Schlauchleitung steht der Kocher jedoch stabiler, und die Kartusche kann bei Kälte oder wenig Gas gedreht werden.

3 Gas oder Benzin?: Gaskocher sind unkompliziert, sauber und effizient. Bei den meisten alpinen Vorhaben dürften sie den Vorzug vor Benzinbzw. Multifuelkochern erhalten, welche vor allem bei grosser Kälte und in der Versorgungssicherheit punkten können.

Stellt man diese Fragen einem Bergsportler oder einem Kletterer, wird man in vielen Fällen bei einem Gaskocher landen. Szenarien für Benzinkocher könnten etwa eine Flugreise zu einem langen Trekking in abgelegenen Regionen oder Expeditionen mit längerem Basecamp-Aufenthalt und grosser Kälte am Berg sein. Ansonsten überwiegen fast immer die Vorteile von Gaskochern. Innerhalb dieser Kategorie steht dann die Systemfrage an: Aufschraubkocher, Standkocher mit externer Zuleitung oder Komplettsystem samt integriertem Topf? Letztere sind vor allem dann sinnvoll, wenn lediglich Wasser erhitzt werden soll, die äusseren Bedingungen widrig sind und die Handhabung erschwert ist, etwa im Portaledge. Topf, Windschutz und Wärmetauscher, oft auch eine Aufhängung, sind bei Kochsystemen bereits integriert und perfekt aufeinander abgestimmt, was die Energieverluste gering hält. 

Das erste Produkt dieser Art war der Jetboil mit dem integrierten Wärmetauscher. Die derzeitige Speerspitze in Sachen Gaskocher stellen die Strahlungsbrenner dar, zu denen die Modelle Reactor und Windburner von MSR und neuerdings der Ulti von Primus gehören. Diese sehr kraftvollen und effizienten Gaskocher erzeugen keine offene Flamme, sondern eine flächige Hitzeausstrahlung. Das ist effizienter, weniger windanfällig und leiser als ein Gaskocher mit offener Flamme. Zudem ist die Verwendung im (belüfteten!) Zeltinneren weniger gefährlich. Klettertouren in grossen Wänden oder Expeditionen im Alpinstil sind die typischen Szenarien für diese Kocher, die sehr effizient im Schneeschmelzen und Wasserkochen sind. Ein Nachteil der integrierten Systeme ist die mangelnde Flexibilität – sie funktionieren nur mit dem passenden Topf, der oft auch nur ein Liter Volumen hat. Drei-Gänge-Menüs lassen sich auf solchen Kochern kaum zubereiten.

Kälte als Achillesferse

Wenn das Kochen also nicht nur der unvermeidbaren Kalorienzufuhr dient, sondern auch als Teil der Tour begriffen wird – etwa beim Trekking und weniger extremem Bergsteigen – ist ein «klassischer» Gaskocher, der in puncto Kochgeschirr die freie Wahl lässt, möglicherweise die bessere Wahl. Empfehlenswert ist hier der Vorzug eines Kochers mit Zuleitung gegenüber den (geringfügig leichteren und kompakteren) Aufschraubkochern, denn sie sind deutlich standfester und die Kartusche kann bei Bedarf gedreht werden. Spürbar leistungsfördernd wirken sich bei diesen Kochern ein Windschutz und auch Töpfe mit Wärmetauscher aus, also mit wärmerückhaltenden Lamellen am Topfboden. Kochen mit Gas ist simpel, sauber, gut regulierbar und rückstandsfrei. Zudem hat Gas den höchsten Brennnwert unter den verfügbaren Brennstoffen (Verhältnis von Heizleistung zu Gewicht). Gibt es überhaupt Nachteile?

Wesentlich sind vor allem zwei: Zum einen dürfen Gaskartuschen nicht im Flugzeug transportiert werden. Die Beschaffung (mit dem richtigen Anschluss!) vor Ort kann bei manchen Reisezielen schwierig bis unmöglich sein. Zum anderen ist Kälte die Achillesferse von Gaskochern. Bei Minusgraden funktionieren Gaskocher nur noch eingeschränkt. Durch sinkenden Druck des Gasgemisches in der Kartusche strömt dieses weniger gut in den Kocher. Derselbe Effekt tritt auch ein, wenn die Kartusche fast leer ist. Gegensteuern lässt sich mit dem Einsatz von sogenanntem «Wintergas», das ein anderes Mischverhältnis von Propan zu Butan aufweist und teils auch in speziell konstruierte Kartuschen gefüllt wird. Hilfreich ist es auch, die Gaskartuschen warmzuhalten, etwa im Schlafsack. Bei Gaskochern mit Vorheizfunktion strömt das Gas durch ein Kupferröhrchen im Bereich der Flamme und wird dadurch gewärmt, bevor es entzündet wird. Und nicht zuletzt hilft auch das Umdrehen der Gaskartusche, sodass das Gas nach unten austritt – das geht allerdings nur bei Kochern mit externer Zuleitung. Dank solcher Weiterentwicklungen ist Kälte heutzutage kein Ausschlusskriterium mehr für die Verwendung eines Gaskochers.

Faustregeln für den Gasverbrauch

In Sachen Anschluss haben sich die Schraubkartuschen gegen die Stechkartuschen weitestgehend durchgesetzt. Vorsicht ist trotzdem geboten: Obwohl Schraubventile normiert sind, kann es durch unterschiedliche Einschraubtiefen oder Ventilpositionen verschiedener Hersteller zu (seltenen) Komplikationen kommen. Wer ganz sichergehen will, probiert eine Kocher-Kartuschen-Kombi also vor einer grossen Tour aus. Pauschal nur schwierig zu beziffern ist der Gasverbrauch – zu einflussreich sind hier die Variablen Wind, Höhe und Temperatur. In der Regel genügen die kleinen 100-g-Kartuschen für ein bis zwei Nächte einer hochalpinen Kletterei, bei der auch Schnee geschmolzen werden muss. Unter günstigen Bedingungen lässt sich mit 10 Gramm Gas rund ein Liter Wasser zum Kochen bringen. Angebrochene Kartuschen kann man übrigens wiegen, um den Verbrauch zu ermitteln – oder man stellt die Kartusche ins Wasser: Der «Tiefgang » der Kartusche zeigt den Füllstand des Gases im Inneren an. Sind Gaskocher also das Mass aller Dinge, wenn es um Berg- und Outdoorsport geht? Nicht unbedingt. Die nahezu weltweit problemlose Verfügbarkeit von Flüssigbrennstoffen und die klaglose Leistung von Benzinkochern bei tiefen Temperaturen sind gewichtige Argumente. Das Handling allerdings gestaltet sich etwas komplexer als beim Gaskocher.

Zunächst muss das Benzin in der Flasche mittels Pumpe unter Druck gesetzt und anschliessend vorgeheizt werden, bis es vergast. Hierzu lässt man etwas Benzin in den Kocher austreten, verschliesst das Ventil aber direkt wieder. Dieses Benzin wird angezündet und brennt mit offener Flamme. Sobald die Flammen bläulich erscheinen, nicht mehr russen und der Kocher «faucht», ist diese Phase abgeschlossen. Nun kann das Ventil geöffnet werden. Viele Benzinkocher haben nur ein Ventil, wodurch der Sweet Spot zwischen «Aus» und «Vollgas» recht schwierig zu finden ist. Andere Kocher, wie z. B. der Primus Omnifuel, haben zwei Ventile in Serie, wodurch die Justierung der Brennstärke deutlich feiner möglich ist. Allerdings sind die Regulierung und der Ausbrennprozess bei diesen Kochern träge, vorausschauendes Kochen ist also angesagt. Nach dem Kochen sollte man Benzinkocher ausbrennen lassen. Dazu wird bei laufender Flamme die Benzinflasche umgedreht, sodass die Zuleitung der Pumpe in der Benzinflasche nicht mehr im Benzin, sondern in der Luft hängt. Der Kocher brennt nun so lange weiter, bis Luft durch die Leitung strömt und der Kocher von alleine ausgeht. Nicht vergessen, das Ventil im Anschluss zu verschliessen! Mit diesem Ausbrennen wird ein Verrussen relativ gut verhindert, zudem säubert die am Ende durch das Ventil strömende Druckluft die Düse und bläst eventuelle Rückstände aus.

Multifuelkocher: Die Allesbrenner

Das typische lautstarke «Fauchen» älterer Benzinkocher haben die führenden Hersteller MSR («Whisperlite») und Primus («OmniLite Ti Silencer») mit Spezialdüsen inzwischen eliminiert. Aufgrund der offenen Flamme beim Vorheizen dürfen Benzinkocher nicht in geschlossenen Räumen und schon gar nicht im Inneren eines Zeltes betrieben werden. Besser als Tankstellenbenzin ist im Betrieb übrigens das etwas teurere, sogenannte «white gas», das gereinigt ist, nicht zur Russbildung neigt und etwas mehr Brennwert hat. Für Brennstoffe wie Diesel oder Kerosin muss oft eine spezielle Düse verwendet werden. Den Bogen zum Gaskocher schlagen moderne «Multifuelkocher», die durch wechselbare Düsen wahlweise mit Gas oder mit Flüssigbrennstoffen funktionieren. Tatsächlich gibt es heutzutage fast keine reinen Benzinkocher mehr, sondern hauptsächlich Multifuelkocher (z. B. Primus Omnifuel, Optimus Polaris). Im Bergsport nur noch selten in Gebrauch sind Spirituskocher («Esbit Cookset Compact») und Feststoffkocher («Esbit Taschenkocher»), welche mit einer Brennpaste oder Trockenbrennstoff arbeiten. Sie bieten Vorteile in puncto Grösse, Gewicht und Transport – Spiritus ist leicht abzufüllen und einzuteilen, Trockenbrennstoff ist nicht explosiv. In Sachen Leistung können sie aber nicht mit den modernen Gas- und Benzinkochern mithalten.

Wind, Watt und Wärme

So verlockend das Gewicht «nackter» Aufschraubkocher auch sein mag – beim Bergsport zählt nur das Gesamtgewicht eines Kochersystems samt Kartusche und Topf, gegebenenfalls auch Windschutz. Integrierte Systeme wie zum Beispiel ein JetBoil wirken etwas schwerer und grösser, sind in Summe aber oft am effizientesten. Mit Vorsicht zu geniessen sind auch die Angaben von Heizleistungen. Die stärksten Kocher liegen hier bei Leistungen um die 3000 Watt. Auf die tatsächliche Leistung, also etwa einen Liter Wasser zum Kochen zu bringen, haben ein Windschutz, effiziente Wärmetauscher am Topf und dessen Material und Wandstärke einen grossen Einfluss. Oft bewirkt ein intelligentes System zur Wärmeübertragung mehr als eine hohe Heizleistung. Egal, ob Gas oder Benzin: Um die Vorund Nachteile der Systeme, vor allem aber ihr Handling kennenzulernen, empfehlen wir im wahrsten Sinne des Wortes wärmstens, die Kocher in unseren Filialen auszuprobieren. Unsere geschulten Beraterinnen und Berater kennen viele Tipps und Tricks im Umgang mit den einzelnen Modellen – nehmen Sie dieses Angebot wahr.

7 Tipps und Tricks im Umgang mit Kochern


1. Beim Trennen von Brennstoff und Kocher aufpassen und auf mögliche Quellen für eine Entzündung achten (Zigarette, Kerze, …). Hier passieren die meisten Unfälle, da gern etwas Brennstoff aus dem Ventil austritt. Besonders Stechkartuschen sind hier recht gefährlich.

2. Bei Kälte die Gaskartuschen wenn möglich vorwärmen, beispielsweise im Schlafsack.

3. Kocht man mit Tankstellenbenzin, sollte man den Kocher nach dem Kochen immer sauber ausbrennen lassen und erst, wenn nur noch Luft strömt, die Benzinflasche verschliessen. So wird übermässige Verschmutzung vermieden.

4. Kochen mit Benzin nie in geschlossener Umgebung (Zelt, Bus, Zimmer, …)

5. Wenn man länger unterwegs ist, immer ein kleines Reparatur-Kit mitnehmen. Kocher sind mechanische Baugruppen, an denen mit etwas technischem Verständnis sehr schnell eine Kleinigkeit repariert werden kann.

6. Zum Entzünden eines Kochers bewährt sich ein Feuerstahl als Backup, z. B. Swedish Firesteel von Light my Fire. Der beste Kocher bringt nichts, wenn er wegen eines defekten oder verlorenen Feuerzeugs nicht zum Laufen gebracht werden kann. Auch in Kochern integrierte Piezo-Zünder sind oft das Erste, was an einem Kocher kaputtgeht.

7. Wer neben Nudeln, Reis und Eintopf auch mal Brot, Kuchen oder Pizza auf dem Campingkocher zubereiten möchte, dem sei das mobile Backofen- System von Omnia ans Herz gelegt (omniasweden.com)


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