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Wie jugendliche Abenteurer zu Bergsteigern wurden: Daniel und Michel Silbernagel

Bächli Bergsport, Mittwoch, 30. April 2025

Die Zwillinge Daniel und Michel Silbernagel haben sich das Bergsteigen autodidaktisch beigebracht. Man könnte auch sagen: sie haben es mit dem Trial and Error-Prinzip gelernt und hatten stets eine gute Portion Glück auf ihrer Seite. Heute sind die Brüder immer mit der richtigen Ausrüstung unterwegs und publizieren Kletter- und Hochtourenführer.

Was war eure erste gemeinsame Tour?

Wir waren schon als Kinder in den Bergen unterwegs. Mit 13 Jahren, im Jahr 1984, waren wir dann auf der Schule Ecole d’Humanité auf dem Hasliberg und hatten die Berge vor der Haustür. Das Wetterhorn, vom Hasliberg als spitze Pyramide sichtbar, faszinierte uns und so war es wenig verwunderlich, dass wir diesen Berg besteigen wollten. Ausgerüstet mit dem Nötigsten stapften wir bald in tiefem Schnee auf dem zerspalteten Rosenlauigletscher umher. Den Gipfel erreichten wir damals nicht. Kein Wunder: Es war später Herbst, die Tage kurz und wir hatten kaum Bergerfahrung. Motiviert hat uns dieses Erlebnis trotzdem und so folgten bald unsere «wilden» Jahre als Bergsteiger.

Wo habt ihr Bergsteigen gelernt? 

Erste Erfahrungen und die Basis haben uns die Eltern mitgegeben. So «richtig» Bergsteigen haben wir uns aber dann auf dem Hasliberg selbst beigebracht. Und mit dem unantastbaren Jugendalter begleitete uns auch eine gute Portion Glück. Es waren nicht die klassischen Ausbildungskurse, aus denen wir gelernt haben, vielmehr stellten wir unser eigenes Programm zusammen: Auf sogenannten «Spinntouren», wie wir sie nannten, sammelten wir wertvolle Erfahrungen. Dabei hatten wir im Winter einen möglichst steilen Waldabschnitt mit Felsen gesucht und sind mit Seil, Pickel, Steigeisen und weiterem Material in diese kleinen Abenteuer eingestiegen, wobei Schulterstände und Seilwurf ebenso zum Repertoire gehörten wie das solide Üben der Klettertechnik.

War Klettern am Felsen auch schon früh eine Leidenschaft für euch? 

Ja, vor allem am Anfang unserer Bergsteigerzeit kletterten wir viel im Haslital. Dabei haben wir unseren ersten eigenen Klettergarten «Ursifluh» eingerichtet. Notabene haben wir damals alle Bohrhaken noch von Hand geschlagen. So wurden die Hakenabstände meist etwas weiter. Rückblickend entstand dort auch unserer erster Mini-Kletterführer über die Routen an der Ursifluh.

Was war eure heikelste Situation am Berg? 

Wir erinnern uns noch gut, als wir zu Dritt mit einem Freund an einem Februartag in die Lauperroute am Eiger eingestiegen sind, kaum Nordwanderfahrung, ungünstige Verhältnisse und eine Kaltfront, die nahte. Rückblickend war das wohl nicht der vernünftigste Entscheid. Wiederum stapften wir in tiefem Schnee dem Einstieg entgegen, erkletterten den Wasserfall oberhalb des Hohen Isch, stiegen über kombiniertes Gelände dem «Lauperschild», dem grossen Firnfeld zuoberst in der Nordostwand, entgegen. Nur mangelhaft ausgerüstet, musste sogar ein Eisstichel als Pickelersatz dienen. Auf dem Firnfeld angekommen war dieses komplett blank. Fast unbemerkt zog rasant das Wetter zu und starker Wind und Schneefall setzten ein. Wir entschieden uns nach links auf den Mittellegigrat hinauszuqueren, um über diesen in die schützende Mittellegihütte abzusteigen. Die Querung wurde lang und nervenaufreibend. Nur eine dünne Eisschicht, darunter ein Hohlraum zwischen Felsen und Eis, überdeckte die glatten Felsen. Wir konnten nicht vernünftig sichern, ein Ausrutschen wäre verheerend gewesen. 

Wer von euch hat immer den grösseren Rucksack dabei? 

Wahrscheinlich Michel, er hat meist auch das bessere Essen dabei.

Welcher Gegenstand darf auf keiner Tour fehlen? 

Papier, Zeichnungsstift und Fotoapparat. Die Arbeit in alpinem Gelände ist zu einem grossen Teil noch immer analog. Die digitale Arbeit folgt dann zu Hause am Bürotisch. Wenn wir mit dem Zelt unterwegs sind, kommt eine kleine Bialetti Mokka Express Maschine dazu. Bei Michel ein frisches Rübchen vom Biohof und bei Daniel ein Biberli. Flipflops stehen auch immer auf der Ausrüstungsliste. Sei es für die Reise mit dem ÖV oder als Zustiegsschuhe.

Gibt es einen Ort der euch besonders verbindet in den Bergen? 

Eine schöne Geschichte ist, dass Daniel über Jahre die Gruebenhütte des AACB oberhalb der Handegg im Grimselgebiet umsorgte und Michel nun diese engagierte Tätigkeit als Hüttenwart im Gruebenkessel weiterführt. Dort vermischen sich alte gemeinsame Erinnerungen mit neuen Ideen.

Was ist euer nächstes grosses Bergprojekt? 

Wir haben noch viele Ideen. Unsere gemeinsamen Bergprojekte verbinden wir zurzeit mit unseren Buchprojekten. So arbeiten wir aktuell am zweiten Band unserer neuen Serie «Alpine Klettertouren» oder dem historischen Buch: Auf den Spuren von Hans Lauper. Durch einen Zufall sind wir zu den Originaltagebüchern mit den Aufzeichnungen von Hans Lauper aus dem Fundus der Lauper-Familie gekommen. Michel arbeitet nun an dem grossen Buchprojekt. Viele der von Hans Lauper erstbegangenen Routen sind bis heute grosse Klassiker des alpinen Bergsteigens. Sie tragen die Handschrift eines Alpinisten, der es verstand, am Berg eine logische und formschöne Linie zu finden und zu durchsteigen. Heute haben sich die Verhältnisse teils markant verändert. So entsteht ein Buchprojekt über den Alpinismus und das Zeitgeschehen Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Texte sprechen die Sprache eines biografischen Romans.

Was verbindet euch neben den Bergen? 

Bestimmt, dass wir beide engagiert eigene Ideen verfolgen und gerne an der frischen Luft in der Natur unterwegs sind. Gemütliche Momente dürfen bei uns beiden nicht fehlen. Zuletzt die Tatsache, dass wir zusammen gross geworden sind. So kommt es noch immer vor, dass wir, ohne voneinander zu wissen, z. B. am gleichen Tag beim Zahnarzt landen oder gleichzeitig zum Telefonhörer greifen, um miteinander zu telefonieren. Weiterhin aber verbindet uns die positive Lebenseinstellung.



Michel (links) und Daniel Silbernagel (rechts).


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