Offene Stellen

DE | FR | IT
  1. Erlebnis
  2.  > 
  3. Blog

Wendesattel, oder: Die Reise zum Mittelpunkt der Bächli-Schweiz

Bernard van Dierendonck, Dienstag, 16. Januar 2024

Wie feiern die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Bächli Bergsport das 50-Jahre-Jubiläum ihrer Arbeitgeberin? Natürlich am Berg! Zum Start einer vierteiligen Jubiläumsserie geht’s mit Ski und Fellen zur geografischen Mitte der Bächli-Schweiz.

Für die erste von vier Bächli-Jubiläumstouren hat sich die Marketingabteilung etwas Besonderes ausgedacht: Man verbinde die nördlichste Bächli-Filiale in Basel mit der südlichsten in Contone und so auch die östlichste in Chur mit derjenigen in Lausanne. Dort, wo sich die beiden Linien kreuzen, also in der geografischen Mitte der Bächli-Schweiz, dort soll die Jubiläumsserie starten. 

Ausserdem wird nicht einfach irgendjemand zu dieser Expedition aufbrechen: Unterwegs sind Sonja Züger, die Abteilungsleiterin für Textilwaren der Filiale Volketswil, Jonas Fischle, Filialleiter von Pfäffikon, und Ralph Strahberger, der Chef der Filiale Kriens. Eine gute Wahl, würde man meinen, denn alle drei sind begeisterte Skitourengänger. Trotzdem wäre die Tour zu Bächlis Mitte fast an dieser starken Besetzung gescheitert.


Schlüsselstelle im Terminkalender

Die Linien zwischen den Filialen kreuzen sich an einem perfekten Ort, nahe des Sustenpasses. Dieses hochalpine Gebiet ist ein Skitouren-Eldorado. Vor allem im Frühling locken die schönen und wilden Skitourenberge, wie der Fünffinger- oder der Giglistock, besonders beliebt sind auch das Gwächten und natürlich das Sustenhorn, höchster Gipfel der Region. 

Auf letzteren sollte auch unsere Bächli-Tour führen. Während der Tourenplanung wird schnell klar, dass diese Modeskitour in den letzten Jahren um einiges ernsthafter geworden ist. Da bedrohen aufgrund des erschreckenden Gletscherschwunds absturzbereite Séracs den unteren Teil des Normalaufstiegs, andere Stellen werden immer steiler und die Spalten auf dem Gletscherplateau immer weiter. 


Doch kaum steht der Alternativplan, der weniger bekannte, einsame Aufstieg via Voralphütte und Chelenalplücke, sehen wir uns mit einem für den schneearmen Winter 22/23 völlig ungewohnten Problem konfrontiert: Plötzlich jagt eine Niederschlagsfront die nächste, im Hochgebirge fallen eineinhalb Meter Neuschnee. Die Lawinengefahr springt in kurzen Abständen die Skala hoch und runter. Ein neues Zeitfenster muss her. Dieses zu finden, wird zur Schlüsselstelle, denn wer Abteilungen oder gar Filialen leitet, hat naturgemäss einen vollen Terminkalender, der zudem nie deckungsgleich mit den Verhältnissen im Gebirge ist. 

Plan B: Die Zweitagestour wird zur Eintagestour und der Planungsradius um Bächlis Mitte sanft gegen Norden erweitert. Zudem stösst der Bergpunkt-Bergführer Remo Balterima zum Team. Der Mann aus Engelberg berichtet uns von für den mageren Winter überraschend guten Verhältnissen am Titlis – der ist vom Sustenpass nur wenige Hundert Meter weiter entfernt als das eigentlich anvisierte Sustenhorn und passt daher perfekt ins Konzept.


Titlis geht immer

Titlis also. Der felsdurchsetzte Gletscherberg gehört seit Jahrzehnten zu den weltweit bekanntesten Freeridegebieten. Freerider bekommen glänzende Augen, wenn sie vom Galtiberg, Laub, Sulz, Steintäli und Steinberg erzählen – die «Big Five» des Titlis, fünf teils 2000 Höhenmeter lange Runs, die man hier einfach gemacht haben muss. Bergführer Remo schlägt als Start in den Jubiläumstag dann auch den Steinberg vor. 

Gegen Ende April, an einem sonnigen und ungewöhnlich warmen Samstag, machen wir uns bei der Bergstation auf dem Titlis zur Abfahrt bereit. Am Himmel kündigen feine Zirren-Wolken bereits die nächste Niederschlagsfront an. Heute ist sogar der LVS-Check positiv: Einer von uns hatte offenbar schon mit der Saison abgeschlossen und die Batterien für die Sommerpause aus dem Gerät entfernt. Zum Glück hat der Bergführer noch ein paar Ersatzbatterien mit. 


Die ersten Abfahrtsmeter über den Titlis-Gletscher haben es in sich. Obwohl der letzte Neuschneefall nur einen Tag zurückliegt, ist die Schneedecke bereits vollständig umgepflügt und zwingt uns zu einem ruppigen Abfahrtsstil. Nach den ersten zweihundert Höhenmetern queren wir in abgelegeneres Gelände. Der Schnee ist zwar nicht mehr so locker wie im Hochwinter, aber dank unserer breiten Skis legen wir unsere Spuren rhythmisch in die schönen Hänge. Nach siebenhundert Höhenmetern ist vorerst mal Schluss mit Abfahrt. Unterhalb der felsigen Flanke des Reissend Nollen montieren wir die Felle für Teil zwei unserer Tour, den Aufstieg zum 2777 Meter hohen Wendesattel. 

Während der Saison, wenn die Sesselbahn auf den Jochstock läuft, ist diese Tour sehr beliebt. Kein Wunder, denn in diesem nordwestexponierten Gelände findet man oft sehr gute Verhältnisse und ab der Bergstation ist es nur mehr eine Stunde Aufstieg. Doch unterschätzen darf man diese kleine Tour nicht. Da die Route durch bis zu 35 Grad steiles, unübersichtliches Gelände führt, ist sie auf dem SAC-Tourenportal mit «ziemlich schwierig» (ZS) bewertet. 


Nun, Ende April, ist der Liftbetrieb eingestellt. Für uns gibt’s darum noch einige zusätzliche Aufstiegsmeter. Wir folgen der Spur in Richtung Wendesattel durch einen sonst unberührten Hang. Bergführer Remo erzählt: «Kurz oberhalb der Jochstock-Bergstation nennen wir eine Stelle ‹Hillary-Step›.» Meist unterbreche dort eine Felsstufe die Schneedecke, die man wie an der Everest-Schlüsselstelle zu Fuss hochkraxeln müsse. Das verspricht spannende Foto-Sujets, aber von wegen: Der viele Neuschnee hat die Schlüsselstelle komplett zugedeckt und wir laufen mit den Skiern an den Füssen ohne nennenswerten Schwierigkeiten über den «Hillary-Step» hinweg. 

Dem Weiterweg zu unserem heutigen «Everest» steht nichts mehr im Weg. Das Ziel ist zwar kein Gipfel, sondern ein rund 300 Meter breiter Sattel, aber der markante Felsturm als Endpunkt dafür umso eindrücklicher. Im Osten und Westen ist dieser Wendesattel von den imposanten Gipfeln des Reissend Nollen und des Chlyn-Wendenstocks eingefasst. Südwärts geniesst man einen senkrechten Tiefblick hinunter nach Gadmen und den Ausblick hinüber zu Bächlis tatsächlicher Mitte, zur zackigen Gipfel- und Gletscherwelt rund um den Sustenpass. 

Kurz blitzt der Gedanke auf, dass diese Tour im Vergleich zum ursprünglichen Plan, der Besteigung des Sustenhorns, für eine Jubliäumstour etwas bescheiden ist. Aber unser Plan B ist perfekt abgestimmt auf die 3x3-Formel «Verhältnisse, Gelände und Mensch» und wir holen in diesem schwierigen Winter das Bestmögliche heraus.


Abfahrt ist Trumpf

Nach dem Picknick – Jonas bevorzugt Powergels, Ralph geht nie ohne Sandwich mit Mayonnaise und Bündnerfleisch aus dem Haus – ziehen wir die Felle von den Skiern und rechnen nochmals die Daten zu dieser Tour zusammen. Es resultiert ein Top-Abfahrts- zu Aufstiegsverhältnis von fast 3:1. Die Abfahrtsmeter übertrumpfen sogar diejenigen vom Sustenhorn! 

Als wir später mit ziemlich sauren Oberschenkeln unsere schönen Abfahrtsspuren durch die felsdurchsetzte Flanke begutachten, meine ich bewundernd zu Remo: «Das ist eine schlaue Spur!» «Meinst du?», brummt der Engelberger in seinen Bart, «wie klug diese Abfahrt bei den ausserordentlich warmen Temperaturen war, das darf man durchaus diskutieren.»


 Hier erfährst du alles über die beeindruckenden 50 Jahre in der Geschichte von Bächli Bergsport.

Passende Inhalte

Kommentare

Zu diesem Beitrag sind noch keine Kommentare vorhanden.

Kommentar schreiben