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Wildhauser Schafbergkante – das Trainingsgebiet

Janic Cathomen, Mittwoch, 13. Juli 2022

Wer ab und zu im Alpstein klettern geht, lernt diesen kennen und schätzen. Sowohl einfachere Touren als auch schwierigere Klettereien im meist festen Kalk versprechen sehr schöne Tage am Felsen. Auch wenn die dortigen Berge nicht zu den höchsten Regionen gehören, kann es teils schön wild werden. Nebst vielen Sportkletterrouten gibt es auch einige Varianten für alpine Klettertouren mit langen Hakenabständen und dem teils nötigen Einsatz mobiler Absicherungen. Eine dieser schönen Trainingstouren stellen wir genauer vor: die Wildhauser Schafbergkante.

Zustieg

Anfahrt bis nach Wildhaus, SG. Wer das Auto für einmal nicht gebrauchen möchte, kann dieses gut zuhause stehen lassen, denn das Toggenburg ist mit dem ÖV gut erschlossen. Halbstündliche Verbindungen ab morgens um 6:00 Uhr beispielsweise ab Sargans machen dies möglich. In Wildhaus angekommen, begibt man sich an die Talstation Gamplüt. Von dort aus entweder mit der kostenpflichtigen Seilbahn (jeden Tag von 8:30 – 16:30 Uhr offen, Hin- und Rückfahrt CHF 20.-) oder zu Fuss (ab Parkplatz 250 Hm, 30min) bis zur Bergstation Gamplüt. Danach der Alpstrasse folgend bis in die letzte Kurve vor den Alphütten. An dieser Stelle links weg und durch den Wald bis an den Felsen hochsteigen. Der erste markante, aber kleine Pfeiler wird links auf die Rückseite umgangen. Ab dort bis zum Start der Route 20m frei hochsteigen (T2). Für den Weg ab Gamplüt Bergstation bis zum Einstieg sind etwa 40min einzuplanen.


Kletterei

Nicht jeder Griff und Tritt an der Schafsbergkante ist zuverlässig. Das verleiht der Tour etwas alpinen Charakter. Im Kletterführer Plaisir Ost wird die Route mit 5a, 2p.a. (4c obl.) beschrieben. Auch wenn manche Hakenabstände etwas weiter auseinander liegen, sind mobile Absicherungen nicht immer nötig. Camalots in den Grössen 0.5 bis 2, ein Set Keile und paar Schlingen können trotzdem hilfreich sein. An den längeren Grat- und Gehpassagen kann auch mal das Partieseil über einen Zacken gelegt werden. Die insgesamt 12 Seillängen setzen sich wie folgt zusammen. Die erste Seillänge ist mit 4a (1) bewertet. Die folgende mit 5a (2). Danach folgen eine 4c (3) und wieder eine 4a (4). Dann muss kurz in eine kleine Scharte abgestiegen werden. Von dort geht es in einer 5a (5) weiter. Über Gehgelände erreicht man eine zweite Scharte. Dort bietet sich eine Fluchtmöglichkeit. Dafür müssen 20 Meter nach Norden abgeseilt und auf den gegenüberliegenden Sattel aufgestiegen werden. Wird normal weiter geklettert, muss eine sehr gut abgesicherte 5c+ (5a, 2 p.a.) (6) überwunden werden. Es folgt eine 4c (7). Der nächste Abschnitt ist Gehgelände (2c (8)). Die letzte Seillänge beinhaltet nochmals eine Passage 4a (9). Danach geht es in Gehgelände weiter. Entweder bis auf den Gipfel oder etwas vorher über 3 Abseilstellen (2*18m und 1*22m) runter vom Grat auf den Wanderweg für den Rückweg. Insgesamt werden etwa 250 Höhenmeter und 400 Meter Luftlinie überwunden.


Die Schwierigkeiten in der Normalroute liegen im Bereich von klassischen Bergschuh- Touren. Klettert man die sechste Seillänge (5c+) frei, wird es schon etwas schwieriger. Doch da geht noch mehr! Insgesamt 3 Passagen bieten Alternativen zur Normalroute. Es sind die Seillängen 2 und 3 sowie 4 und 5. 2 und 3 werden in der Umgehung in einer Seillänge geklettert. Ein 60m-Seil sollte dafür genügen. Der Schwierigkeitsgrad steigt dabei auf eine 6a. Gleiches gilt für die 4. Seillänge. Auch sie wird in der Umgehung zu einer 6a. Seillänge 5 kann sogar als 6a+ geklettert werden. Auch wenn die Hakenabstände in den schwierigeren Umgehungen kürzer sind als in der Normalroute, sollten in allen Varianten 6 Expressen ausreichen. Je nach Können kann die Route also beliebig erschwert werden. Der Zeitaufwand unterscheidet sich somit je nach Routenwahl. Mit drei Routen im Sechser wird die Tour auch für Geübte interessant.


Fazit: Dank den schwierigeren Optionen, dem relativ kurzen Zustieg, den guten Ausstiegsmöglichkeiten, der Länge der Tour und den teils weiten Hakenabständen wird die Schafsbergkante zu einer guten Ausbildungs- und Trainingstour. Vor allem für all jene, welche die eigene Bergschuh-Technik stärken wollen, kommen hier auf ihre Kosten.

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