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Abfellen leicht gemacht

Rabea Zühlke, Donnerstag, 28. Dezember 2023

Wild flatternde Felle im Wind oder unlösbare Klebefelle, die wie miteinander verschweisst sind: Beim Abfellen zeigt sich der echte Skitourenprofi. Im 1x1 zeigen wir das richtige Handling für verschiedene Felltypen und Windbedingungen – und geben Tipps zur Pflege und Aufbewahrung.

Abfellen ohne Wind

Ohne Wind ist das Abfellen halb so wild. Die Tourenski mit der Fellseite nach oben in den Schnee legen oder den Tourenski im oberen Bereich festhalten (Bild links). Dann den Spannmechanismus am Skiende lösen und das Fell komplett abziehen. Felle im Rennbereich haben oft einen Spitzenspanner und werden umgekehrt abgezogen, Rennläufer steigen dabei nicht einmal aus der Bindung. 

Wer mehr Zeit hat, dreht den Ski einfach um. Das Abdecknetz bis zur Fellmitte auflegen, dann die andere Fellhälfte einfach darauf umschlagen. Vor dem Abfellen unbedingt den Skistopper aktivieren.



Abfellen und Abdecknetz anbringen 

Etwas schneller und effizienter geht es, wenn man das Abdecknetz direkt beim Abziehen anbringt. Dazu die Skispitze leicht schräg in den Schnee drücken und das Skiende mit der Hüfte einklemmen. Diese Technik ist auch bei leichtem Wind zu empfehlen. Das Fell wird nun bis zur Mitte abgezogen und das Abdecknetz aufgebracht (2) Video

Danach den Ski senkrecht aufstellen, das Fell bis zur Skispitze vollständig abziehen und einmal umdrehen, sodass die Klebeseite nach vorne zeigt. Nun die bereits mit Netz versehene Hälfte nach oben umschlagen und das Fell bei Bedarf zum Verstauen doppelt falten (3).

«Ein Abdecknetz schützt den Belag von Schmelzharz- Fellen und erspart grosse Kraftanstrengungen beim Lösen der Felle.»


Abfellen bei viel Wind

Bei starkem Wind und Minustemperaturen kann das Abfellen sehr unangenehm werden. Dann ist eine saubere Technik gefragt. Die Ski mit der Bindung nach unten in den Schnee drücken und das Fell bis zur Hälfte abziehen (1). Nun die abgezogene Hälfte über die Hand, die den Ski in der Mitte hält, nach oben klappen und die Netzabdeckung anbringen (2). 



Das Fell bis zur Spitze lösen, aber noch nicht vollständig abziehen. Den Ski mit dem Knie fixieren. Nun die bereits abgedeckte Fellhälfte auf die restliche Klebefläche umschlagen, und erst dann das Fell vollständig vom Ski lösen (3). Dadurch flattert das Fell weniger im Wind und erleichtert das Handling. Video

«Die meisten Skitourenjacken sind mit extra grossen Brusttaschen für die Felle ausgestattet. Am Körper trocknen die Felle schneller als im Rucksack.»


Abfellen ohne Abdecknetz

Adhäsions- oder Hybridfelle kommen ohne Klebebelag aus und müssen auf Tour nicht mit einem Abdecknetz als Zwischenlage versehen werden. Für diese Felle empfiehlt sich eine besonders elegante Methode: Das Fell am Skiende lösen und leicht abziehen. Dann den Ski schräg in den Schnee stecken und mit der Hüfte fixieren. Das Fell bis zur Hälfte abziehen. 



Dann umgreifen und das Fell von der Mitte her so abziehen, dass die Fellmitte nun auf dem Fellende liegt. Der Rest ergibt sich fast von selbst: Zwei Viertel der Haftfläche liegen bereits aufeinander, die beiden anderen Viertel fügen sich automatisch zusammen, wenn man das letzte Fellviertel vom Ski zieht. Hört sich kompliziert an? Unser Video sagt mehr als tausend Bilder.  Video1 Video2


Hilfreiche Tipps

Belag trocken reiben

Nach dem Abfellen ist vor dem Auffellen: Damit das Fell richtig haftet, sollte die Unterseite des Skis möglichst sauber und trocken sein. Das gilt sowohl für Felle mit klassischem Kleber als auch für Adhäsions- und Hybridfelle. Die meisten Fellsäcke haben auf der Innenseite einen Fleecebelag – dieser dient zum Abwischen des Skis. Auch die Felle selbst sollte man übrigens so trocken wie möglich halten – sonst droht das gefürchtete Anstollen (1). Video

Stollen vermeiden 

Damit die Felle geschmeidig gleiten und möglichst wenig Feuchtigkeit aufnehmen, sollte die Florseite regelmässig mit einem Imprägniermittel behandelt werden. Praktisch für unterwegs ist ein Wachs im Taschenformat. Colltex bietet ein rein natürliches, vollständig abbaubares Paraffin- Allroundwachs für Ski- und Steigfelle an. Wichtig ist, das Wachs nur in Laufrichtung des Fells aufzutragen, also nicht gegen die Haarrichtung (2). Video



Kleine Helfer, grosse Wirkung 

Sollten die Skitourenfelle auf Tour trotz gründlicher Vorsorge nicht mehr richtig haften, kann man sich unterwegs mit speziellen Klebepads behelfen. Eine praktische Soforthilfe sind beispielsweise die Quicktex-Pads des Schweizer Unternehmens Colltex: die kleinen, leichten Pads eignen sich für Skifelle aller Marken, passen in jedes Erste-Hilfe-Set und kleben auch bei grosser Kälte. Nach der Skitour lassen sich die Klebepads rückstandslos wieder entfernen (3). Video


Aufbewahrung

Eine ausgiebige Pause in der Frühlingssonne – darüber freuen sich Tourengeher, die Felle (und die Ski) aber nicht unbedingt. Tourenfelle sollten nicht in der prallen Sonne, etwa an einer Hüttenwand, gelagert werden, da sich die Klebeschicht lösen kann. Die Felle lieber an einem luftigen Ort oder im Trockenraum der Hütte aufhängen. 



Zu Hause gilt dasselbe: Felle niemals über der Heizung trocknen, sondern bei Zimmertemperatur aufhängen und anschliessend wieder das Abdecknetz anbringen. Während der Sommerpause die Felle idealerweise nicht gefaltet, sondern ausgebreitet lagern (z. B. auf dem Kleiderschrank oder unter dem Bett), um Knickstellen zu vermeiden.


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