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Adventskalender: Schneewandern

Hannes Ebding, Dienstag, 08. Dezember 2020

Öffnen Sie das achte Türchen unseres Adventskalenders. Dahinter versteckt sich eine spannende Geschichte von einer wahrlich verschneiten Mehrtageswanderung und ein dazu passender Preis.

Vor einigen Jahren war Geo-Caching total im Trend. Ich hatte mich nie dafür begeistern können. Umso erstaunlicher, dass ausgerechnet dieser Trend einen kleinen Anteil dazu beigetragen hat, dass ich und meine Freundin die folgende Geschichte erleben durften.

Wir haben uns beide ein paar Tage frei genommen und wollten in die Berge – soviel stand fest. Eine Mehrtagestour mit Hüttenübernachtungen sollte es sein. Und freilich auch etwas Abenteuerliches, etwas mit hohen Gipfeln, steilen Flanken und fernen Ausblicken. Allerdings war unser Zeitfenster im Oktober – aus Alpinwanderersicht – schon etwas spät. Viele Hütten haben da nämlich schon zu.

Wo soll es also hin? Etwas Recherche war angesagt. Und es gab auch tatsächlich einige Möglichkeiten. Aber abenteuerlich? Von Abenteuer weit und breit keine Spur. Bis ich vom Kesch-Trek gelesen haben. Kesch… Cache… cachen… keschen… irgendwie löst allein der Klang vom Kesch-Trek einen starken Impuls aus. Cachen. Überall auf der Welt will man «den nächsten Cache». Man könnte fast schon von einer Sucht sprechen. Jeder auf der Suche nach dem nächsten Cache. Und wir machen mit. Wir wollen auf den Kesch-Trek.

Vom Flüela zur Grialetsch-Hütte, weiter über den Scalettapass zur Kesch-Hütte, am Fusse des Namensgebers des Kesch-Trek, dem Piz Kesch. Und von dort weiter über die Fuorcola Pischa zur Es-Cha-Hütte und dann zum Albulapass. Also haben wir die Hütten reserviert, im Wissen, dass direkt nach uns die Saison beendet werden würde.


Und so ging es von Davos mit dem Postauto zum Flüelapass. Stahlblauer Himmel und klare Luft. Wir hatten uns auf ein wenig Schnee und kühle Temperaturen eingestellt. Laut Guide ca. 4,5 Stunden zur Grialetschhütte mit kurzem Abstecher aufs 3147 m hohe Schwarzhorn. Und dann ging's los. Schon etwas mehr Schnee als erwartet; aber okay, wir sind ja nordseitig. Das ist wohl nur hier so viel, dachte ich. Guten Mutes ging es also weiter. Kurz vor der Verzweigung zum Schwarzhorn steckten wir bereits wadentief im Schnee. Aber alles war gut gespurt, das Wetter bombastisch und der Gipfel zum Greifen nah. Dann kamen uns erste Leute mit Schneeschuhen entgegen. Ja, wären wohl praktisch gewesen. Dann auf dem Gipfel ein Anruf der Es-Cha-Hütte. Sie schliessen vorzeitig die Türen – zu viel Schnee.

Und so ganz allmählich realisieren unsere Köpfe, was unsere Augen und Füsse schon längst wissen. Es liegt verdammt viel Schnee. Viel mehr als erwartet. Viel mehr als geplant. Denn geplant war eine schöne Viertageswanderung mit einigen Schneefeldern hier und da. Aber das? Wir fragen uns, ob wir überhaupt zur Hütte kommen werden? Ob der Scalettapass frei sein würde? Macht die Kesch-Hütte vielleicht auch zu? Und was, wenn die angekündigte Schlechtwetterfront früher als angekündigt kommt. Es wird spannend. Unsere Füsse sind zwischenzeitlich nass und kalt. Der Weiterweg zur Grialetschhütte ist nicht mehr gespurt. Wir hangeln uns von Markierung zu Markierung über die ausgedehnten weissen Flächen. Jeder Schritt ist begleitet von der Angst zwischen zwei zugeschneiten Steinen durchzubrechen. Und tatsächlich - immer wieder brechen wir Knie- bis Hüfttief ein. Der Blick zur Uhr verrät uns, dass wir kaum vorankommen. Wir müssten unter Normalbedingungen schon längst bei der Hütte sein. Doch vor uns nur Weiss und noch mehr Weiss. Umdrehen ist allerdings keine Option. Die Vorfreude war so gross, dass sie uns unbeirrt weiterwandern lässt. Ausserdem sind wir bereits über dem «Point of no Return"».


Und so kommen wir tatsächlich nach über acht Stunden, durchgefroren, mit klitschnassen Socken – ich konnte meine Schuhe regelrecht ausgiessen – und völlig entkräftet als einzige Gäste in der Grialetsch-Hütte an.

Und als wir später in der warmen Stube sitzen, die herrliche Ruhe geniessen und uns über das leckere hausgemachte Essen hermachen, fällt es uns wieder auf. Je grösser die Strapazen, desto grösser der Genuss. Je kälter die Füsse, desto schöner die Ofenwärme und umso grösser die Entkräftung, umso besser schmeckt das Essen. Es scheint fast wie beim Schaukeln. Will man weit auf der einen Seite nach oben kommen, so muss man viel Schwung auf der anderen Seite holen. Das grosse Glück in den Bergen holt sich seinen Schwung aus den anstrengenden Strapazen.


Der Geschichtenerzähler

Hannes Ebding berät Sie in unserer Filiale in Basel. Zudem sehen Sie regelmässig Inhalte auf unseren Social Media-Kanälen von ihm.


Der Gewinn vom 8. Dezember

Hinter dem heutigen Türchen versteckt sich ein Via Alpina-Buch. Damit finden Sie Inspiration für Ihre eigene Mehrtagestour. Vielleicht sogar die komplette Via Alpina auf 390 Kilometern von Vaduz bis Montreux?

Dieser Preis ist leider schon verlost worden.

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