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An den Block, fertig, los – Bouldertipps für Anfänger (und Wiedereinsteiger)

Kevin Huser, Freitag, 20. Oktober 2023

Wo die einen nur graue Steinbrocken sehen, sehen andere einen grossen Spielplatz – Boulder in der freien Natur kommen in allen Grössen und Formen vor und sehen oft erstmal unspektakulär aus. Was die Faszination dieser Sportart ausmacht, wie man am besten beginnt und welche Gebiete sich ideal für Anfänger wie auch Fortgeschrittene eignen, zeigen wir dir in diesem Blogbeitrag.

Aller Anfang ist – einfach (zumindest beim Bouldern)

Für’s Bouldern braucht es nicht viel Material, und Hallen sind inzwischen weit verbreitet. Grundsätzlich kannst du einfach in die nächste Boulder- oder Kletterhalle gehen, einen Eintritt mit Mietschuhen lösen und loslegen. Da du keinen Seilpartner wie beim Klettern brauchst, bist du auch zeitlich nicht gebunden. Falls du dich lieber in Gesellschaft an das neue Hobby herantastest, ist vielleicht ein Einführungskurs etwas für dich. Viele grössere Hallen wie das BOUBA in Baden, das Minimum in Zürich, das Quadrel in Chur oder das Bimano in Bern bieten solche Kurse an. Bei den meisten fallen kleine oder gar keine Kosten neben dem Eintritt und den Mietschuhen an.

Zum Bouldern braucht man nicht viel Material. Möchte man nicht allein starten, bieten viele Hallen Einsteigerkurse.

Du hast es in die Halle geschafft, weisst vor lauter Wänden jedoch nicht, wo du anfangen sollst? Informiere dich erstmal über die Schwierigkeitsskala der Halle und wärme dich dann gut auf (Fussgelenke, Knie, Schultern, Ellbogen, Handgelenke und Finger). Beginn mit einfachen Bouldern, gewöhne dich zuerst an die Höhe und übe das Abspringen. Klettere also auf einer einfachen Route nicht direkt bis ganz oben, sondern mach zwischendurch ein paar Sprünge auf die Matte, um dich an das Fallen zu gewöhnen. Wichtig sind noch zwei weitere Punkte: Die Vortrittsregel - wer zuerst an der Wand ist, hat Vortritt – und die Abstandsregel - halte dich nie unter einer bouldernden Person auf.

Oft bekommt man wertvolle Tipps zu Routen oder Bewegungen von anderen, erfahreneren Boulderern.


Tipps für Boulder-Anfänger:

Damit du möglichst viel von deiner ersten Session profitieren kannst, haben wir ein paar Tipps für dich:

  • Studiere die Schwierigkeitsgrade der Boulder und fang mit den einfachen zum Aufwärmen an. Versteh die Schwierigkeitsgrade mehr als Orientierungshilfe, sie können von Ort zu Ort variieren. Die gängigste in der Schweiz ist die Fontainebleau Skala, sie hat die Form: …< 5A < 5A+ < 5B < 5B+ < 5C < 5C+ < 6A < etc. Jedoch haben viele Hallen aus praktischen Gründen eigene Skalen, die in die Fontainebleau Skala übersetzt werden können.
  • Tendenziell kosten Boulder in flacheren Wandprofilen weniger Kraft. Versuch dich in deinen ersten Sessions eher in senkrechten und plattigen (von dir weg geneigten) Wandprofilen. Kannst du dem Überhang nicht widerstehen, dann such dir erstmal einen leichten Überhang aus und mach zwischen den Versuchen genug Pausen.
  • Wenn dir die Kraft langsam ausgeht, du aber trotzdem noch weiter machen möchtest, versuche dich zum Schluss in eher koordinativen Bouldern, die mehr Technik als Kraft brauchen.
  • Bringe ein paar Flipflops mit in die Halle, damit du in deinen Pausen in bequemere Schuhe wechseln kannst. Barfuss darfst du in den meisten Hallen nämlich nicht laufen.


Solo am Boulderblock – und doch nicht allein

Bouldern ist zwar ein Einzelsport, doch das Lösen der Boulder-Probleme führt schnell zu einem regen Austausch. Vier Augen sehen mehr als zwei und so macht es durchaus Sinn, sich kniffeligen Routen gemeinsam anzunehmen. Nicht selten entstehen daraus auch Bekanntschaften, die über den Sport hinaus gehen. Achtung: Je mehr Leute du bei deinen Sessions kennenlernst, umso mehr Zeit musst du für deine Boulderhallen-Besuche einplanen Das Gute: Leidet mal die Motivation zum Bouldern, lockt einen der Austausch mit den neuen Bekanntschaften trotzdem in die Halle – und vielleicht klappt gerade dann unerwartet eine Route.

 

Wie gehst du diese Schlüsselstelle an? Schnell entstehen Gespräche mit anderen, auch wenn man allein beginnt.


Völlig von den Socken – die Boulder-Grundausstattung

Socken in den Kletterschuhen: Ja oder nein? Fragt sich so mancher Anfänger. Wie so oft gibt es keine pauschale Antwort darauf. Dünne Socken empfinden manche als angenehm, die meisten verzichten drauf. Wenn du gerade erst mit dem Bouldern beginnst, können Socken für den Komfort sinnvoll sein und in den Mietschuhen auch ein besseres Gefühl geben. Diese sind zum Ausprobieren zu Beginn gut, möchtest du öfter gehen lohnt sich ein Kauf von eigenen Schuhen bereits nach wenigen Malen, da du dir so den Mietpreis sparen kannst. Wichtig ist, dass du beim Einkaufen und Anprobieren dann eben auch die Socken mitnimmst, wenn du welche tragen möchtest.

Dein erstes Paar Kletterschuhe probierst du am besten in einer Bächli Filiale in deiner Nähe an. Kletterschuhe müssen perfekt sitzen und zu deinem Fuss passen: Im Laden kannst du aus allen Modellen deinen Favoriten wählen. Fürs Erste muss es nicht ein High-End Schuh sein - er sollte gut sitzen und eng sein, aber keine Schmerzen verursachen. Eng heisst, du solltest mit deinen Zehen vorne anstossen und möglichst wenig Luft in der Ferse haben. Beachte, dass ein Kletterschuh eingetragen werden muss - die Schuhe dehnen sich mit der Zeit ein wenig aus.

Kletterschuhe haben unterschiedliche Passformen, daher sollte man unbedingt mehrere Modelle im Geschäft anprobieren & vergleichen.

Für trockene Hände und optimalen Grip (Reibung) sorgt Magnesia, oftmals auch Magnesium oder Chalk genannt. Kauf dir einen Magnesiumsack, der dir gefällt, und fülle ihn mit einem Chalkball oder Powder. In manchen Hallen, wie dem BOUBA oder dem Minimum, wird das Magnesia auch gratis zur Verfügung gestellt. Damit sind schwitzige Hände kein Problem mehr an den Griffen.

Eine weitere sinnvolle Ergänzung deiner Ausrüstung ist eine Rolle Tape. Gerade am Anfang kann es passieren, dass du kleine Hautwunden an den Händen hast, da sich deine Hände noch nicht an die Reibung an den Griffen gewöhnt hat. Dann kann dir das Tape die Boulder-Session retten. Ein Lichtblick: Mit der Zeit wirst du immer weniger Probleme damit haben.

Eine Rolle Tape hat schon so manche Boulder-Session gerettet.

Fast alle Hallen stellen Bürsten zum Putzen der Griffe zur Verfügung. Natürlich kannst du deine Ausrüstung durch eine eigene Bürste ergänzen. Das Säubern hilft für einen besseren Halt - je schwerer du boulderst, desto mehr lohnt sich das Bürsten, da die schweren Boulder tendenziell viel reibungsabhängiger sind.

Du möchtest draussen bouldern? Dann solltest du unbedingt ein Crashpad (tragbare Bouldermatte) mitnehmen. Beim Kauf kannst du nicht viel falsch machen. Fürs erste Mal kannst du auch bei einer Halle oder z.B. im Magic Wood direkt vor Ort ein Crashpad mieten.


Hallen-Griffe oder echter Felskontakt?

Das Indoor-Bouldern hat viele Vorteile gegenüber dem Outdoor-Bouldern: Es gibt Probleme in verschiedenen Schwierigkeitsgraden auf kleinem Raum, die Matten liegen schon da und die Witterung spielt keine Rolle. Hallen sind in grösseren Städten mit dem ÖV gut erschlossen und können auch nach der Arbeit schnell mal besucht werden. Dafür hast du keinen echten Felsen unter den Fingern und musst zu Stosszeiten vielleicht sogar mal auf eine Route warten. 

Drinnen oder draussen bouldern? Beides hat Vor- und Nachteile.

Das Outdoor-Bouldern punktet mit anderen Argumenten: Die Felsblöcke stehen in der Natur und meist hat es weniger Leute als in der Halle. Während Boulder drinnen nach einiger Zeit durch neue ersetzt werden und man nur limitiert Zeit hat, einen Boulder zu probieren, hast du am Felsen schier unbegrenzt Zeit. Dadurch kannst du schwierige Boulder über längere Zeit projektieren. Jedoch ist die Anreise zu den meisten Gebieten nicht ganz so einfach und die Orientierung im Gebiet braucht etwas Vorbereitung. 

Dafür gibt es zu den etablierten Boulder-Gebieten sogenannte Boulder-Führer: Darin steht, wie man zum Boulder-Gebiet kommt, wo sich der Boulder befindet und wie er heisst (ja, Boulderer geben ihren Bouldern Namen), wie schwer er ist, was es allenfalls zu beachten gilt und wo der Boulder am Block durchgeht. Der Boulder-Führer beinhaltet ebenfalls ethische Grundsätze des Gebiets und Regeln, die es vor Ort zu beachten gilt. Bitte halte dich immer daran und verhalte dich gegenüber der Natur, Tieren und anderen Menschen respektvoll. Daher auch wichtig: Trag den Bouldern Sorge und putze nach dem letzten Versuch die Griffe samt Tick-Marks mit der Bürste.

Griffe am Fels putzen nach der Session ist ein Muss.


Outdoor-Boulder-Gebiete für Anfänger

In der Schweiz haben wir das Glück, in einem regelrechten Boulder-Paradies zu leben. Willst du dich zum ersten Mal beim Outdoor-Bouldern versuchen, dann ist ein Ort mit vielen Boulder-Problemen sinnvoll. Die Klassiker wie Chironico und Cresciano (TI) bieten viele Boulder in tiefen Schwierigkeitsgraden. Das Tolle an diesen Gebieten im Tessin ist, dass vom Herbst bis im Frühling gute Bedingungen herrschen. Mit einer Daunenjacke im Gepäck hältst du dich zwischen den Versuchen auch im Winter schön warm.

Blattiswald am Lauerzersee (SZ) ist ein kleines, aber feines Gebiet, das sich super eignet für den ersten Outdoor-Bouldertag.

Vom Blausee (BE) hast du vielleicht schonmal gehört. Der lohnt sich nicht nur zum Wandern, sondern hat auch ein tolles Bouldergebiet, welches sich für Anfänger wie Fortgeschrittene eignet.

Ebenfalls einen Besuch wert ist das Murgtal (SG). Der Fels hier ist eher scharf, doch die Boulder sind Spitzenklasse. Früher Herbst oder Frühling sind die besten Zeiten für dieses Gebiet. Im Sommer kann es schon mal heiss werden.

An den Murgseen findet man ein schönes Bouldergebiet.


Überblick: Die wichtigsten Begriffe aus der Boulder-Welt

  • Sitzstart: Start, bei dem das Gesäss den Boden als letztes verlässt.
  • Stehstart: Die Füsse verlassen als letztes den Boden.
  • Henkel: grosser, guter Griff.
  • Top: Der letzte Griff eines Boulders, der mit beiden Händen stabil gehalten werden muss.
  • Untergriff: Griff, der von unten gehalten wird.
  • Projekt: Boulder oder Route, den man über längere Zeit immer wieder probiert und auch spezifisch trainiert, um das Projekt zu schaffen.
  • Pad: Kurzform für Crashpad.
  • Chalk: Magnesium für trockene Finger.


Für Fortgeschrittene:

  • Leiste/Crimp: Kleiner Griff, auf dem die vordersten 1-2 Glieder der Finger Platz haben.
  • Aufleger/Sloper: Griff, der eher gross und rund/flach ist.
  • Zange/Pinch: Griff, der als Zange gehalten wird.
  • Loch: Griff ist ein Loch, in das 1-4 Finger reinpassen.
  • Gaston: Kletterzug von einem Schultergriff, in einen nächsten Schultergriff
  • Heel-Hook: Tritt, bei dem man die Ferse einhängt
  • Toe-Hook: Tritt, bei dem man die Zehen einhängt
  • Die offiziellen Boulder-Regeln des Verbands Schweizer Boulder- und Kletteranlagen steht dir hier zum Download zur Verfügung.

Noch mehr Begriffe aus der Kletter- und Boulderwelt findest du in diesem Artikel von LaCrux


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