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Klettersteige für die ganze Familie

Bächli Bergsport, Dienstag, 16. Mai 2023

Die Gipfel der Alpen erklimmen klingt zu anstrengend oder soll nur für Profis sein? In der Schweiz lassen sich diverse Klettersteige finden, die tatsächlich auch für die ganze Familie geeignet sind. Das Buch Via Ferrata verrät, wo ihr welche finden könnt.

Was bezeichnet man überhaupt als Klettersteige? Vie Ferrate (italienisch für »Eisenwege«) oder Klettersteige sind sportlicher als Wanderungen und sicherer als freies Klettern. Sie zeichnen sich durch meist vertikale Strecken aus, deren Aufstieg durch Metallleitern und -sprossen erleichtert wird. Ein Drahtseil, das in der Felswand befestigt ist und mit dem die Ferratistinnen und Ferratisten ständig verbunden sind, sorgt für Sicherheit beim Aufstieg.

Der neue Klettersteigführer Via Ferrata stellt 30 atemberaubende Routen für alle Niveaus vor. Sechs davon sind im Buch als Familienrouten gekennzeichnet und sind mit älteren Kindern ab ca. 10 Jahren zu meistern. Drei davon stellen wir euch hier vor. 


Piz Trovat – für die sportliche Familie

Auf dieser 2 Stunden langen Route startet ihr auf einer Höhe von 2913 Meter und endet auf 3145 Meter, und legt somit einen Höhenunterschied von 270 Meter zurück. Es gibt zwei mögliche Wege, die ihr dabei nehmen könnt: Der erste Weg hat die Schwierigkeitsstufe K3 (eher schwierig), der zweite Weg hat die Stufe K5 (sehr schwierig).

Auf dieser aufregenden und doch ziemlich anspruchsvollen Route, könnt ihr beobachten, wie sich die beiden Gletscher Morteratsch und Pers vereinen und hört sogar während des Parcours, wie das wertvolle Lebenselixier unter dem Eis fliesst. Auch wenn ihr den Klettersteig nicht in Angriff nehmen wollt, könnt ihr mit der Seilbahn von der Station Bernina Diavolezza aus ein wundervolles Panorama erreichen. 

Bei dieser Route werden zwei Wege angegeben, da der mit K5 angegebene nicht für Familien geeignet ist. Dieser setzt viel Kraft und lange Arme voraus. Aber auch die K3 eingestufte Route bietet viel Abenteuerfreude für die ganze Familie. Ihr könnt zum Beispiel über eine Hängebrücke gehen. Die beiden Kletterrouten führen zum gleichen Ausstieg und bieten das gleiche Panorama. Alle, die sich auf der schweren Route nicht wohlfühlen, verpassen also nichts vom Spektakel.


Pinut – für die gemütliche Familie

Die erste Route kann doch schön happig sein, und für manche vielleicht zu anspruchsvoll. Aber es gibt nicht nur schwierige Routen für Familien, sondern auch solche, die für alle Niveaus geeignet sind. Auch die Route ‘Pinut’ dauert 2 Stunden, ihr startet auf einer Höhe von 1406 Meter und endet auf 1896 Meter und legt somit einen Höhenunterschied von 490 Meter zurück.

Die Via Ferrata Punit liegt in den sanften Hügeln der Region Flims Laax. Sie gilt als ältester Klettersteig der Schweiz und ist sehr zugänglich. Dabei habt ihr eine Aussicht über das Tal, aus welchem der Rhein entspringt. Dieser Klettersteig ist im Vergleich zum Piz Trovat für alle Niveaus geeignet. Bei der Talstation der Seilbahn in Fidaz findet ihr direkt einen Parkplatz, oder es gibt eine Postautohaltestelle. Auf der Strecke gibt es eine kleine Höhle und eine Hängebrücke in der Mitte der Route, die einen kleinen Bach überquert. Damit hat diese Strecke nichts wirklich Furchteinflössendes und ist für alle Familienmitglieder geeignet.

Auf dem Gipfel angekommen, könnt ihr die Aussicht auf das Bargistal geniessen. Dieses Stück unberührte Natur gehört zum UNESCO-Welterbe. Zwischen den Via Ferrata Abschnitten müsst ihr wandern und solltet mit einer circa 5-stündigen Gesamtexpedition rechnen. Der einzige Haken an dieser Route ist somit, dass ihr eure Energie gut einteilen müsst. Auch der Abstieg nach dem Ausgangspunkt kann ermüdend für die Knie sein, ist aber in gutem Zustand erhalten.


 Hexensteig – für die verspielte Familie

Um die Hexenhöhle der idyllischen Urschweiz zu erkunden, startet ihr auf einer Höhe von 1680 Meter und beendet die Route auf 1760 Meter. Diese 1-stündige Route ist als eher schwierig eingestuft (K3), da die Beine stark beansprucht werden und es bei der Höhle durch die feuchten Stellen schnell mal rutschig werden kann. Die Strecke ist sehr verspielt, an manchen Stellen ist sie für Kinder aber doch anspruchsvoll.

Inmitten von friedlich weidenden Kühen und Blumenwiesen taucht eine Felsspalte auf, welche euch in die Hexenhöhle mit hinein nimmt. Ihr findet einen Parkplatz beim Bahnhof Silenen in der Nähe der Talstation. Bereits die Fahrt zum Ausgangspunkt ist ein Abenteuer für sich: Die Luftseilbahn Chilcherberge ist ein Lastenaufzug für maximal vier Personen und wird von einem Bauern bedient. Bei windigem Wetter ist diese Seilbahn aber nicht in Betrieb. Die Via Ferrata ‘Hexensteig’ ist sehr originell, da sie sehr verspielt ist. Sie beginnt mit einer Tyrolienne, geht über Baumstämme und vorbei an einer Oase. Sitzend auf einer hängenden Bank kann man die Beine baumeln lassen. Auch diese Via Ferrata ist mit Wandern verbunden. Bevor ihr nämlich zum Einstieg kommt, müsst ihr circa eine Stunde marschieren, was ein wenig anstrengend sein kann. Auch der Abstieg nach der Route kann sich in den Knien bemerkbar machen und die Konzentration muss immer noch behalten bleiben. Wer möchte, kann nach dieser Route noch eine halbe Stunde Richtung Seewli wandern, denn dort schimmert ein schöner türkisfarbener Bergsee.

Im Buch Via Ferrata finden sich noch viele weitere Routen, und ebenso gibt es genauere Informationen zu den drei Touren, die hier abgekürzt vorgestellt wurden.


Via Ferrata – 30 Atemberaubende Klettersteige in der Schweiz

Text: Florian Müller
Fotos: Sébastien Anex
ISBN: 978-3-03964-011-9

Erschienen im April 2023
© 2023 Helvetiq

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