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Dent Blanche 4357m - wie das Matterhorn, nur ohne Ansturm

Maximilian Gierl, Montag, 26. August 2019

2011 war ich das erste mal in Zermatt und konnte von der Schönbielhütte hinauf zur Dent Blanche sehen. Damals dachte ich mir, unglaublich, ein 4000er, doch es schaut so aus, als ob man da einfach so hinauflaufen könnte. Was 2011 sicher nicht so einfach für mich gewesen wäre ist 2019 Realität. Gemeinsam mit Christoph Moser hatten wir bereits im Frühjahr die Dent Blanche als perfektes Skyrunning Ziel ausgemacht. Der Gletscherkontakt war marginal, die Höhenmeteranzahl mit 2500 für uns überschaubar und die gemäss Literatur kompakte Kletterei im maximal oberen dritten Grad genau nach unserem Gusto. Wir mussten nurmehr auf die idealen Verhältnisse warten, sprich auf eine längere Trockenperiode.

2011 war ich das erste mal in Zermatt und konnte von der Schönbielhütte hinauf zur Dent Blanche sehen. Damals dachte ich mir, unglaublich, ein 4000er, doch es schaut so aus, als ob man da einfach so hinauflaufen könnte.

Was 2011 sicher nicht so einfach für mich gewesen wäre ist 2019 Realität. Gemeinsam mit Christoph Moser hatten wir bereits im Frühjahr die Dent Blanche als perfektes Skyrunning Ziel ausgemacht. Der Gletscherkontakt war marginal, die Höhenmeteranzahl mit 2500 für uns überschaubar und die gemäss Literatur kompakte Kletterei im maximal oberen dritten Grad genau nach unserem Gusto. Wir mussten nurmehr auf die idealen Verhältnisse warten, sprich auf eine längere Trockenperiode.

In einer erneuten Hitzewoche machten wir uns am 24. Juli 2019 abends auf den Weg nach Ferpecle zuhinterst im Val d`herens. Während neben der Strasse das Gletscherwasser in die Tiefe rauschte genossen wir eine kurze Nacht bevor um 01:45 Uhr bereits der Wecker klingelte. Ausgeschlafen fühlt sich anders an und so fallen die ersten Schritte nach magerem Frühstück um 02:15 schwer bis sehr schwer. Die Temperaturen sind auch in der Nacht hochsommerlich (Plus 15 Grad) und so sind die ersten Höhenmeter hinauf nach Bricola eine schweisstreibende Angelegenheit. Wir folgen dem Weg weiter entlang kleiner blauer Pfeile in südlicher Richtung. Nachdem die Randmoräne erklommen ist wird die Wegfindung schwieriger, nur nach einigem Suchen können wir die nächste Wegmarkierung ausmachen, teilweise konsultieren wir die Karte.

Mit einiger Mühe überqueren wir einen Gletscherbach, passieren einen See und folgen anschliessend hölzernen Markierungsstangen nun in südöstlicher Richtung.

Teilweise müssen noch kurze Schneefelder überquert werden und bald erreichen wir den spärlichen Rest des Glacier des Manzettes unterhalb der Dent Blanche Hütte.

Oberhalb der Hütte herrscht einigermassen Betrieb in Form von umhertänzelnden Stirnlampenlichtern. Nach knapp 3h erreichen wir die Hütte, deponieren unsere Stöcke und folgen sogleich dem Weg, der hinter der Hütte einen kleinen Grat hinaufführt. Nach einigen Kletterzügen im zweiten Grad führt uns ein Firnfeld mit guter, teils tiefer Spur hinauf zur Wandluelücke. Entgegen der Information der topographischen karte lauern hier einige grössere Spalten, zum Glück sind die Schneebrücken noch dick und so können wir zügig hinauf zum ersten kurzen Gratabschnitt queren.

In leichter Kletterei erreichen wir bald den zweiten Gletscherabschnitt und nach kurzem Abstieg mit anschliessendem Gegenanstieg entscheiden wir uns, die Steigeisen aus dem Rucksack zu holen. Einer guten Spur folgend erreichen wir zügig den Gratanfang auf 3800 Metern. Das Licht der aufgehenden Sonne taucht die kühne Bergwelt in einen magischen Ort.

Alle Seilschaften deponieren hier Steigeisen und Pickel und so tun wir es Ihnen gleich und machen uns auch direkt auf den Weiterweg. Im mehrheitlichen Gehgelände auf dem Weg zum Grossen Gendarm, welcher die 4000er Grenze markiert können wir einige Seilschaften überholen und nach ein paar Kletterzügen stehen wir wieder auf dem Grat hinter dem grossen Gendarm. Angeseilt hatten wir bereits an der Wandfluelücke und in laufender Seilschaft beginnen wir einen Turm nach dem anderen zu überklettern. Das Gelände ist nie schwierig (UIAA III), die Exposition jedoch teilweise beträchtlich. Gesichert kann stets problemlos, teils an Bohrhaken, teils mit Schlingen. Wir erreichen bald das Gratende auf circa 4200 Metern, deponieren unser Seil und schreiten, nun mit etwas schweren Beinen dem Gipfel entgegen, den wir nach 5:35h ab dem Aufbruch erreichen. 3 Seilschaften befinden sich bereits dort, sind jedoch bereits am Zusammenpacken so dass wir den Gipfel und die Aussicht nahezu alleine geniessen können. Lange verweilen auch wir nicht, denn auf Stau im Abstieg haben wir beide keine Lust.

Um 08:00 Uhr machen wir uns bereits an den Abstieg und erreichen rasch das Seildepot. Einmal seilen wir 30 Meter ab, umgehen anschliessend 2 Türme ostseitig und seilen erneut 15 Meter an der Umgehung des grossen Gendarms ab. Anschliessend erreichen wir in wenigen Minuten das Steigeisen Depot. Trotz zügigem Handling und dennoch 10 Minuten Warten bei Gegenverkehr hatte uns der Abstieg bis zum Depot 1:15 h gekostet.

Kurzerhand werden die Steigeisen wieder montiert und der Gletscherabschnitt gequert. Wieder überholen wir einige Seilschaften, versorgen anschliessend unsere Steigeisen und traversieren anschliessend im teils tiefen Schnee die Wandfluelücke. Nach kurzem Abklettern mit spektakulärem Tiefblick erreichen wir bald die Dent Blanche Hütte.

Kurzerhand stärken wir uns mit einem halben Liter Cola bevor wir den nicht enden wollenden Weg nach Ferpecle in Angriff nehmen. Nach 10:35 h erreichen wir etwas angemüdet unser Auto und entledigen uns endlich der Bergschuhe. Eine Traumtour bei perfekten Verhältnissen.


Route Facts:
22 Km, 2500hm, UIAA 3 (plus)

Material:

  • 2 x 30 Meter Radline 
  • Leichtpickel Petzl Gully 
  • Salomon X-Alp 23 L Rucksack 
  • 2 x Black Diamond Cam 0.75 
  • 4 x Express-Schlingen 
  • Diverse Schlingen 
  • Abseilgerät 
  • Steigeisen 
  • Scarpa Ribelle S 
  • Wärmejacke 
  • Helm 
  • Stirnlampe 
  • Leichtklettergurt 
  • Eisschraube 

Kameraequipement:
Sony A7II mit Zeiss 24-70 F4.0 GoPro Hero 7

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