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Glückspilze

Hannes Ebding, Dienstag, 22. September 2020

In der Natur, mit der Natur. In den grünen Klettergebieten des Juras gibt es nicht nur jede Menge kreativer Routen in allen Schwierigkeitsgraden, sondern auch gleich das Mittagessen aus dem Wald. Hannes aus unserer Filiale in Basel war mit seinen Arbeitskolleginnen und -kollegen auf Kletterrouten- und Pilzsuche.

In der Natur, mit der Natur. In den grünen Klettergebieten des Juras gibt es nicht nur jede Menge kreativer Routen in allen Schwierigkeitsgraden, sondern auch gleich das Mittagessen aus dem Wald. Hannes aus unserer Filiale in Basel war mit seinen Arbeitskolleginnen und -kollegen auf Kletterrouten- und Pilzsuche.

Es regnet. Schon seit Tagen. Über 100 Liter pro Quadratmeter innerhalb von vier Tagen. Das entspricht grob über den Daumen gepeilt einem Zehntel von dem, was es über das ganze Jahr verteilt runterregnet. Mit anderen Worten: Es schifft wie aus Kübeln.

Die Natur freut sich. Der Sommer hier im Dreiländereck bei Basel war wie schon die letzten Jahre eher trocken und heiss. Umso mehr kann ich meinen freien Tag geniessen. Einfach mal auf der Couch entspannen. Bei dem Sauwetter ist das eine angemessene Option – erholen, regenerieren und die Gedanken kreisen lassen.

Während erste Idee spriessen, was ich wohl mit dem nächsten Freitag – da soll die Sonne wieder scheinen – anfangen soll, saugt der trockene Waldboden in der Region den Regen auf wie ein trockener Schwamm und lässt mit grosser Wahrscheinlichkeit auch ein paar Pilze aus dem Boden spriessen. Viel Regen am Wochenende und warme sonnige Tage danach – und das im Spätsommer. Perfekte Bedingungen für Pfifferlinge und andere Pilze.


Drei meiner Arbeitskollegen haben ebenfalls kommenden Freitag frei und wir sind lose verabredet. Was es genau werden soll, steht noch nicht fest. Nur so viel ist klar: Raus in die Natur. Vielleicht Wandern, vielleicht Klettern. Hauptsache Outdoor Action.

Und so kommen allmählich die Ideen, Wünsche, Rahmenbedingungen und Möglichkeiten wie viele kleine Puzzleteile zusammen und ergeben nach und nach ein Bild von einem Plan. Einem herbstlichen Pilzesuchkletterplan. Im Zustieg oder in der Umgebung der Kletterfelsen Pilze suchen, dann ein wenig am warmen Fels der Spätsommersonne die Finger langziehen und danach die erhoffte Beute gemeinsam geniessen. Der Plan steht. Wozu Regentage doch gut sein können.


Vom Suchen und Finden

Einige Spots kenne ich, an denen die Chancen gut stehen, "Eierschwämmli" zu finden. Und so machen wir uns mit Korb und Messer bewaffnet auf die Suche. Immer den Blick auf Fichten oder Rotbuchen gerichtet, denn in Gesellschaft dieser Bäume fühlen sich die kleinen Pilze besonders wohl. Wo genau verraten wir natürlich nicht, Pilzesammler-Ehrensache. Mich stimmt es etwas skeptisch, dass der Boden, obwohl es gerade mal drei Tage seit dem Dauerregen her ist, recht trocken erscheint. Es müsste wirklich nochmal so viel oder sogar mehr regnen, damit sich der Boden mal wieder so richtig satt saugen kann. An der ersten Stelle an welcher ich die letzten Jahre fündig wurde, finden wir nichts. Nada. Niente. Auch an der zweiten Stelle nichts. Doch die Bedingungen – so viel Regen und danach ein paar Tage Sonne – sind einfach zu gut und so bleibt die Hoffnung hoch. Und tatsächlich. Wir entdecken die ersten Pfifferlinge, die wie kleine Goldnuggets den Boden säumen. Tief versteckt im dunklen, schattigen Wald. Sie sind zwar klein, aber wer den Pfifferling nicht ehrt, ist denn (Pilz-)Teller nicht wert. Oder so ähnlich. Und so kommt immerhin eine kleine Pfanne zusammen.

Berauscht – nein, es waren keine psychoaktiven Exemplare dabei – vom Suchen und Finden der Pilze wird uns wieder einmal bewusst, dass wir einst Jäger und Sammler waren. Das wird an der Kasse im Supermarkt gerne mal vergessen. Verbunden und Eins mit der Natur, das schlummert noch tief in unseren Genen. Beim Pilzesammeln können wir diese Verbundenheit ganz unverhofft wecken und erleben.


Vom Klettern und Geniessen

Immer noch motiviert geht es nun weiter an den Fels zum Hofstetter-Chöpfli. Wir müssen noch ein gutes Stückchen fahren. Pilz- und Kletterspot liegen doch zu weit voneinander entfernt, um sie miteinander zu verbinden.


Niemand von uns war schon mal hier. Doch laut Plaisir Jura und dem SAC Kletterführer Basler Jura, beides natürlich bei Bächli erhältlich, ist das Gebiet genau das, was wir suchen. Sonnig nach Südwesten ausgerichtet und nicht zu weit von Basel entfernt mit relativ kurzem Zustieg – schliesslich haben wir ja schon einige Schritte getan. Und heute fast das Wichtigste: Einen super Grillplatz gibt es auch.


Hofstetter-Chöpfli: Der Pudelfels

Wir parkieren am Sportplatz "Chöpfli" in Hofstetten und machen uns auf zum Sektor Pudelfels. Wären wir mit dem ÖV angereist, wären wir bei der Haltestelle "Schulhaus" in Flüh ausgestiegen. Das Topo verspricht luftig-spektakuläre Felstürme sowie einige Routen im unteren Schwierigkeitsgrad. Léna und Maurice sind Kletternovizen, ich bin ausser Übung und Josua kuriert seinen Fuss aus. Die Suche nach dem Sektor gestaltet sich noch schwieriger als die Pilzsuche. Ein paar Anläufe auf zugewachsenen Trampelpfaden und vermeintlich richtigen Wegen à la "hier muss es sein" müssen wir hinnehmen, bevor wir fast schon entkräftet und verschwitzt vor den Türmen des Pudelfelsens stehen. Wirklich schöne Routen, vor allem der "geschwungene Riss 4a" sieht nach Genuss pur aus. Leider ist die Route etwas zugewachsen, scheinbar kaum begangen und wirklich spärlich abgesichert. Da wir heute zum Vergnügen hier sind, entscheiden wir uns dafür, weiter in den westlichsten der vier Sektoren zu gehen: In die Elsässerwand.


Hofstetter-Chöpfli: Die Elsässerwand

Hier ist der Zustieg wesentlich offensichtlicher und auch die Absicherung entspricht eher dem, was wir uns vorstellen. Der Fels ist kompakt und nur hier und da ein wenig speckig. Aber klar, wir sind um Jura und es sind auch viele Routen im unteren und mittleren Schwierigkeitsgrad (überwiegend 5c/6a), da gehört ein bisschen Speck einfach dazu. Zum Einstieg klettern wir "Chaot 5c+", welche uns allerdings viel einfacher vorkommt, als der Schwierigkeitsgrad vermuten lässt. Wahrscheinlich sind wir immer noch im "Pilzrausch". Danach gehen wir durch die "Chöpfliweg 4c", welche von Daniel Silbernagel, einem Bergführer bei unserem Partner bergpunkt, eingerichtet wurde.

Hier wurde es nochmal spannend. Das Toprope hat sich derart fies in einem Baum verfangen, dass es für Maurice kein vor und zurück mehr gab. Gut, vor wäre gegangen, dann jedoch mit so viel Schlappseil, dass er sich gleich hätte ausbinden können. Und zurück eben auch nicht. So stand er da im Chöpfliweg. Zum Glück war bis hierhin die Route recht einfach zu begehen und so haben wir in einer Rettungsaktion von unten zusätzlich gesichert, damit er sich ausbinden konnte.


Wir hätten gerne noch mehr geklettert und uns vielleicht noch die beiden übrigen Sektoren "Grütli Waldpfad" und "Isis" angesehen. Besonders der "Efeupfeiler 5b+" und der "Biwakriss 4b" sehen super verlockend aus. Doch so langsam knurrt der Magen und so nehmen wir den letzten Aufstieg aufs Chöpfli zum Grillplatz. Noch bevor ich es mir auf einer der Bänke bequem machen konnte, hat Maurice, der alte Pfadfinder, bereits in Sekundenschnelle ein Feuer entfacht, auf welchem wir unser mitgebrachtes Grillgut und natürlich auch die Pfifferlinge zubereiten. Die Pilze braten wir mehr oder weniger naturbelassen nur mit Öl, Pfeffer, Salz, ein wenig Knoblauch und Zwiebeln sowie Schnittlauch. So muss es sein.

Und so klingt mit gefülltem Bauch und zufriedenem Gemüt langsam ein sonniger Tag aus, welcher erst durch den vielen Regen entstanden ist. Das Hofstetter Chöpfli ist allemal einen Ausflug wert.

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